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Kalkberg

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Der Kalkberg ist ein Gipshut im westlichen Stadtgebiet von Lüneburg. Er wird als naturräumliche Singularität[1] des Lüneburger Beckens eingestuft und somit als inselartiger eigener Naturraum.[2]

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Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obelisk am Kalkberg
Kalkberg von Süden, Zeichung von Daniel Frese (ca. 1610)

Hermann Billung baute in der Mitte des 10. Jahrhunderts auf dem Kalkberg eine Burg,[3] welche bis Februar 1371 stand. Von ihr aus wurde das Fürstentum Lüneburg-Braunschweig regiert. Im Rahmen des Lüneburger Erbfolgekriegs wurde die landesherrliche Burg auf dem Kalkberg ebenso zerstört wie das nahe Benediktinerkloster St. Michael, das daraufhin in die Stadt umzog.

Der Obelisk auf halber Höhe erinnert an die Garnisonskirche, die 1663 für die herzoglichen Truppen auf dem Kalkberg errichtet und wegen Baufälligkeit 1783 abgerissen wurde. Wie eine alte Aufnahme belegt, war er ursprünglich nach Abbruch der Kirche an deren ehemaligen Standort aufgestellt worden, um der in der Kirche beigesetzten Soldaten zu gedenken.[4] Diesem Zweck ist auch die Inschrift gewidmet.[4]

Die Kanone auf dem Gipfel ist neueren Ursprungs und wurde nur abgefeuert, wenn Sträflinge aus dem benachbarten Zuchthaus entflohen waren.

Naturschutzgebiet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Naturschutzgebiet Kalkberg

Der Lüneburger Baurat Eduard Schlöbcke setzte durch, dass der Rest des Kalkbergs 1932 eines der ersten Naturschutzgebiete Deutschlands wurde. Der ehemalige Steinbruch ist noch an schroffen Steilwänden erkennbar. Am Grund des Kalkbergs existiert ein kleines Feuchtbiotop mit Schilfflächen und Sumpfzonen. Die Felswände weisen nur eine sehr spärliche Vegetation mit Tieren und Pflanzen der Trockenrasengesellschaften auf. Auf einer Fläche von 3,6 Hektar siedelten sich 180 Arten von Blütenpflanzen an, darunter einige wärme-, licht- und kalkliebende Arten, die sonst nur im südlichen Mitteleuropa beheimatet sind. Einige kleinere Höhlen werden von Fledermäusen bewohnt.

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinweisschild zur Geologie des Kalkbergs

Der Lüneburger Kalkberg besteht aus Gips (Calciumsulfat) und ging aus Sedimenten hervor, die vor etwa 250 Millionen Jahren vom Zechsteinmeer hier abgelagert wurden. Kleinere Störungen in jüngeren erdgeschichtlichen Epochen ließen die leichteren Zechsteinsalze zusammenfließen und aus großer Tiefe in das jüngere Deckgebirge und damit in die Nähe der heutigen Tagesoberfläche aufsteigen. Dabei wurden die an die aufsteigenden Salzmassen grenzenden jüngeren geologischen Schichten verformt, zerbrochen und aufgerichtet. Auch die zunächst horizontal abgelagerten Schichten des Salzes sind bei ihrem Aufstieg steil gestellt und verfaltet worden. Durch das Grundwasser ausgelaugt, blieben oberflächennah nur die schwerer löslichen Bestandteile zurück, insbesondere Karbonate und Sulfate. Mitunter überragen deren Vorkommen, wie hier, örtlich die Tagesoberfläche.

Der Kalkberg hat noch eine Höhe von 56,3 m über NN, ursprünglich waren es etwa 80 m. Der überwiegende Teil des Kalkbergs wurde über Jahrhunderte hinweg abgebaut, um den Gips als Baustoff zu verwenden. Durch die Erschöpfung der Lagerstätte und den zunehmenden Anhydritgehalt des Gipses ist der Abbau 1923 eingestellt worden. Von besonderem geologischem Interesse ist das Vorkommen von Boracit und Lüneburgit[5]. Daneben findet man Anhydrit, Calcit, Gips, Halit, Hämatit, Hydroglauberit, Jarosit, Kalistronit, Lepidokrokit, Pyrit, Quarz, Sylvin, Syngenit und Thenardit.

Einen Kalkberg gibt es auch in Bad Segeberg.

Panorama vom Kalkberg über Lüneburg, März 2010

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eduard Schlöbcke: Der Kalkbergführer. 1000 Jahre Kalkberg und Gipsbruch in Lüneburg. Lüneburg 1928
  • Gerhard Stein: Der Lüneburger Kalkberg im Wandel der Zeiten. Eine Skizzenfolge von Adolf Brebbermann. in: Jahrbuch Naturwiss. Verein Fürstentum Lüneburg, Bd. 39, 247–258, Lüneburg 1992
  • Erhard Poßin: Der Kalkberg, Bd. 4 der Lüneburger Hefte Hrsg.: Backsteinprojekt e.V., Lüneburg, 2008
  • Ernst Andreas Friedrich: Der Kalkberg von Lüneburg, S. 65–67, in: Wenn Steine reden könnten. Band I, Landbuch-Verlag, Hannover 1989, ISBN 3-7842-0397-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wikipedia: Singularität (Geographie)
  2. Wolfgang Meibeyer: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 58 Lüneburg. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1980. → Online-Karte (PDF; 4,8 MB)
  3. Karl Kayser: Chronik des im Hannoverschen Amte Medingen belegenen Kirchspiels Wichmannsburg, Meyer, Hannover (1878), Seite 16
  4. 4,0 4,1 Heiner Henschke: Das Denkmal der Garnisonskirche auf dem Lüneburger Kalkberg (= Aufrisse. Jahresheft des Arbeitskreises Lüneburger Altstadt e. V. Nr. 15). September 1999, S. 37 - 40 (alaev-lueneburg.de [PDF; abgerufen am 12. Juli 2020])
  5. Wikipedia: Lüneburgit
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