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Wasserviertel: Unterschied zwischen den Versionen

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Das historische Wasserviertel ist einer von vier Siedlungsplätzen, welche die Entwicklung der Stadt [[Lüneburg]] maßgeblich mitgeprägt haben. Die aus [[Marktviertel]], [[Am Sande|Sandviertel]], [[Sülzviertel]] und Wasserviertel entstandene Form der Stadt blieb bis zur Ausweitung der Stadtfläche im 19. Jahrhundert bestehen und ist auch heute noch sichtlich erkennbar<ref>Lünepedia: [https://www.luenepedia.de/wiki/Lüneburg#Stadtgliederung ''Lüneburg''] abgerufen am 18.08.2021.</ref>. Jedes der Viertel hatte seine spezifischen Aufgaben und einen [[Kirchengemeinden|Kirchenbau]] als Wahrzeichen. Die dem Wasserviertel zugeordnete Kirche ist die im 15. Jahrhundert erbaute [[Nicolaikirche]]<ref>vgl. Joachim Matthaei: ''Lüneburg'' (Reprint 2020) S.7.</ref>. Die Bauzeit der Nicolaikirche stellt zugleich den Zeitraum dar, in dem das Leben im Wasserviertel pulsierte. Die Umgebung, in der zur damaligen Zeit gehandelt, getrunken, gegessen und gefeiert wurde, galt als beliebter Treffpunkt und ist auch heute noch ein Ort, in dem viele Menschen zum Essen, Trinken und Feiern beisammen sind<ref>Lüneplaner: [https://lueneplaner.de/alle-kategorien/esskultur-im-wasserviertel/ ''Esskultur im Wasserviertel.''] abgerufen am 15.08.2021.</ref>.
Das '''historische Wasserviertel''' ist einer von vier Siedlungsplätzen, welche die Entwicklung der Stadt [[Lüneburg]] maßgeblich mitgeprägt haben. Die aus [[Marktviertel]], [[Am Sande|Sandviertel]], [[Sülzviertel]] und Wasserviertel entstandene Form der Stadt blieb bis zur Ausweitung der Stadtfläche im 19. Jahrhundert bestehen und ist auch heute noch sichtbar.<ref>Lünepedia: [https://www.luenepedia.de/wiki/Lüneburg#Stadtgliederung ''Lüneburg''] abgerufen am 18.08.2021.</ref> Jedes der Viertel hatte seine spezifischen Aufgaben und einen [[Kirchengemeinden|Kirchenbau]] als Wahrzeichen. Die dem Wasserviertel zugeordnete Kirche ist die im 15. Jahrhundert erbaute [[St. Nicolai|Nicolaikirche]].<ref>vgl. Joachim Matthaei: ''Lüneburg'' (Reprint 2020) S.7.</ref> Die Bauzeit der Nicolaikirche stellt zugleich den Zeitraum dar, in dem das Leben im Wasserviertel pulsierte. Die Umgebung, in der zur damaligen Zeit gehandelt, getrunken, gegessen und gefeiert wurde, galt als beliebter Treffpunkt und ist auch heute noch ein Ort, an dem viele Menschen zum Essen, Trinken und Feiern beisammen sind.<ref>Lüneplaner: [https://lueneplaner.de/alle-kategorien/esskultur-im-wasserviertel/ ''Esskultur im Wasserviertel.''] abgerufen am 15.08.2021.</ref>


== Lage ==
== Lage ==
 
<div class="map">{{#display_map:geojson=Wasserviertel|fullscreen=on|scrollzoom=off|zoom=15|400px}}räumliche Begrenzung des Wasserviertels</div>
Das historische Wasserviertel erstreckt sich in der Innenstadt rund um den [[Alten Hafen]] und stellt einen Raum dar, in dem früher wie heute buntes Treiben herrschte und das Leben stattfand. Mit Plätzen wie dem [[Stintmarkt]] und damit auch einigen [[Gaststätten]] und [[Cafés]], ist das Wasserviertel noch immer von großer Bedeutung für Lüneburg. Zwei Wahrzeichen des Viertels sind der [[Alter Kran|Alte Kran]], der mehrfach restauriert und umgestaltet wurde, und das [[Altes Kaufhaus|Alte Kaufhaus]], dessen Nennung auf die Anfänge des 14. Jahrhunderts zurückgeht. Aufgrund einer Brandstiftung im Jahr 1959 ist heute jedoch nur noch die Barockfassade erhalten<ref>Lüneplaner: [https://lueneplaner.de/alle-kategorien/esskultur-im-wasserviertel/ ''Esskultur im Wasserviertel.''] abgerufen am 15.08.2021.</ref>.
[[Datei:Altes Kaufhaus.jpg|mini|350px|left|erhaltene Barockfassade des Alten Kaufhauses]]
Das historische Wasserviertel erstreckt sich in der Innenstadt rund um den [[Alten Hafen]] und stellt einen Raum dar, in dem früher wie heute buntes Treiben herrschte und das Leben stattfand. Mit Plätzen wie dem [[Stintmarkt]] und damit auch einigen [[Gaststätten]] und [[Cafés]], ist das Wasserviertel noch immer von großer Bedeutung für Lüneburg. Zwei Wahrzeichen des Viertels sind der [[Alter Kran|Alte Kran]], der mehrfach restauriert und umgestaltet wurde, und das [[Altes Kaufhaus|Alte Kaufhaus]], dessen Nennung auf die Anfänge des 14. Jahrhunderts zurückgeht. Aufgrund einer Brandstiftung im Jahr 1959 ist heute jedoch nur noch die Barockfassade erhalten.<ref>Lüneplaner: [https://lueneplaner.de/alle-kategorien/esskultur-im-wasserviertel/ ''Esskultur im Wasserviertel.''] abgerufen am 15.08.2021.</ref>


== Historischer Hintergrund ==
== Historischer Hintergrund ==
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=== Entstehung des Viertels ===
=== Entstehung des Viertels ===


Die Entstehungszeit des Wasserviertels ist nicht genau festzulegen<ref>vgl. Joachim Matthaei: ''Lüneburg'' (Reprint 2020), S.7.</ref>. Es liegt jedoch nahe, die Entstehung der Siedlung rund um den Hafen, zwischen Marktviertel und [[Ilmenau]], ungefähr auf das 13. Jahrhundert zurückzuführen<ref>Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Lüneburg ''Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2020.</ref>.  
Die Entstehungszeit des Wasserviertels kann nicht genau festgelegt werden<ref>vgl. Joachim Matthaei: ''Lüneburg'' (Reprint 2020), S.7.</ref>. Es liegt jedoch nahe, die Entstehung der Siedlung rund um den Hafen, zwischen [[Marktviertel]] und [[Ilmenau]], ungefähr auf das 13. Jahrhundert zurückzuführen.<ref>Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Lüneburg ''Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2020.</ref>   


Sicherlich entscheidend für die Entstehung des Wasserviertels war der durch Mühlenbauten gegebene Aufstau der Ilmenau und die sich daraus entwickelten Regulierungsmöglichkeiten der Wasserführung des Flusses. Somit wurde die Ilmenau unterhalb Lüneburgs immer weiter zur brauchbaren Wasserstraße entwickelt<ref>vgl. Joachim Matthaei: ''Lüneburg'' (Reprint 2020), S.7.</ref>.
Sicherlich entscheidend für die Entstehung des Wasserviertels war der durch Mühlenbauten gegebene Aufstau der Ilmenau und die Regulierungsmöglichkeiten der Wasserführung des Flusses, die sich daraus entwickelten. Somit wurde die Ilmenau unterhalb Lüneburgs immer weiter zur brauchbaren Wasserstraße entwickelt.<ref>vgl. Joachim Matthaei: ''Lüneburg'' (Reprint 2020), S.7.</ref>


=== Lüneburg als zentraler Handelsplatz ===
=== Lüneburg als zentraler Handelsplatz ===


Auch die Zerstörung der Rivalin Bardowieck (heute [[Bardowick]]) durch Heinrich den Löwen trug mitunter zur Entstehung des Viertels bei, denn Lüneburg war dem wenige Kilometer nördlich gelegenen Bardowick trotz Saline für eine Zeit untergeordnet. Der alte und bedeutende Handelsplatz bescherte Bardowick großen Reichtum. Dieser entstand auch dadurch, dass derzeit keine anderen Handelszentren geduldet wurden. Erst mit Heinrich dem Löwen änderte sich dies, denn als Bardowick sich ihm im Jahr 1189 nicht unterordnen wollte, zerstörte dieser den Ort. Folgend bekam die Stadt Lüneburg das Stadtrecht und entwickelte sich damit zum zentralen Handelsplatz der Gegend<ref>Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Lüneburg ''Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2020.</ref>.
Auch die Zerstörung der Rivalin Bardowieck (heute [[Bardowick]]) durch Heinrich den Löwen trug mitunter zur Entstehung des Viertels bei, denn Lüneburg war dem wenige Kilometer nördlich gelegenen Bardowick trotz [[Saline]] für eine Zeit untergeordnet. Der alte und bedeutende Handelsplatz bescherte Bardowick großen Reichtum. Dieser entstand auch dadurch, dass derzeit keine anderen Handelszentren geduldet wurden. Erst mit Heinrich dem Löwen änderte sich dies, denn als Bardowick sich ihm im Jahr 1189 nicht unterordnen wollte, zerstörte dieser den Ort. Folgend bekam die Stadt Lüneburg das Stadtrecht und entwickelte sich damit zum zentralen Handelsplatz der Gegend.<ref>Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Lüneburg ''Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2020.</ref>
 
=== Alter Hafen als Herzstück des Viertels ===


Das Kernstück des alten Wasserviertels stellte der [[mittelalterliche Hafen]] dar, der spätestens im 12. Jahrhundert entstand<ref>vgl. Joachim Matthaei: ''Lüneburg'' (Reprint 2020), S.7.</ref><ref>Hansestadt Lüneburg: [https://www.hansestadtlueneburg.de/Portaldata/43/Resources/dokumente/bauen,_umwelt,_energie/sanierungsgebiete/Sanierungsbroschuere_Wasserviertel.pdf ''Sanierungsbroschüre Wasserviertel.''] abgerufen am 18.08.2021, S.17.</ref>. Dieser gab dem Viertel seinen Namen und kennzeichnete dessen Relevanz. Alle Güter des täglichen Bedarfs wurden in der Gegend rund um den Hafen umgeschlagen. Damit auch die Stadtherren daran mitverdienen konnten, wurde um die Stadt ein Wall gebaut – die Lüneburger Landwehr<ref>NDR: [https://www.youtube.com/watch?v=Z1QsirAeQoA ''Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref>. Durch diese dicht bepflanzten, unpassierbaren Erdwälle wurden reisende Kaufleute zu einem Umweg durch Lüneburg gezwungen<ref>Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Lüneburger_Landwehr ''Lüneburger Landwehr.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref>. Lüneburgs Stapelrecht, welches alle durch Lüneburg reisenden Kaufleute dazu verpflichtete, ihre Waren im [[Altes Kaufhaus|Alten Kaufhaus]] zu lagern und zu verkaufen, trug maßgeblich zur Entwicklung des Handelsverkehrs bei, welcher wiederrum das Treiben im Wasserviertel bestimmte<ref>NDR: [https://www.youtube.com/watch?v=Z1QsirAeQoA ''Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref>. Bevor 1741 das alte Kaufhaus entstand, befand sich seit 1300 an dessen Stelle das sogenannte Heringshaus, in dem auch gehandelt wurde<ref>Hansestadt Lüneburg: [https://www.hansestadtlueneburg.de/Portaldata/43/Resources/dokumente/bauen,_umwelt,_energie/sanierungsgebiete/Sanierungsbroschuere_Wasserviertel.pdf ''Sanierungsbroschüre Wasserviertel.''] abgerufen am 18.08.2021, S.17.</ref>Im 15. Jahrhundert, in der Blütezeit Lüneburgs, verließen täglich rund 1000 Schiffe den Hafen<ref>NDR: [https://www.youtube.com/watch?v=Z1QsirAeQoA ''Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref>.
=== Der Alte Hafen als Herzstück des Viertels ===
[[Datei:AlterHafen.jpg|mini|200px|Alter Hafen]]
Das Kernstück des alten Wasserviertels stellte der [[mittelalterliche Hafen]] dar, der spätestens im 12. Jahrhundert entstand.<ref>vgl. Joachim Matthaei: ''Lüneburg'' (Reprint 2020), S.7.</ref><ref>Hansestadt Lüneburg: [https://www.hansestadtlueneburg.de/Portaldata/43/Resources/dokumente/bauen,_umwelt,_energie/sanierungsgebiete/Sanierungsbroschuere_Wasserviertel.pdf ''Sanierungsbroschüre Wasserviertel.''] abgerufen am 18.08.2021, S.17.</ref> Dieser gab dem Viertel seinen Namen und kennzeichnete dessen Relevanz. Alle Güter des täglichen Bedarfs wurden in der Gegend rund um den Hafen umgeschlagen. Damit auch die Stadtherren daran mitverdienen konnten, wurde um die Stadt ein Wall gebaut – die [[Lüneburger Landwehr]].<ref>NDR: [https://www.youtube.com/watch?v=Z1QsirAeQoA ''Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref> Durch diese dicht bepflanzten, unpassierbaren Erdwälle wurden reisende Kaufleute zu einem Umweg durch Lüneburg gezwungen.<ref>Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Lüneburger_Landwehr ''Lüneburger Landwehr.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref> Lüneburgs Stapelrecht, welches alle durch Lüneburg reisenden Kaufleute dazu verpflichtete, ihre Waren im [[Altes Kaufhaus|Alten Kaufhaus]] zu lagern und zu verkaufen, trug maßgeblich zur Entwicklung des Handelsverkehrs bei, welcher wiederum das Treiben im Wasserviertel bestimmte.<ref>NDR: [https://www.youtube.com/watch?v=Z1QsirAeQoA ''Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref> Bevor 1741 das alte Kaufhaus entstand, befand sich seit 1300 an dessen Stelle das sogenannte Heringshaus, in dem auch gehandelt wurde.<ref>Hansestadt Lüneburg: [https://www.hansestadtlueneburg.de/Portaldata/43/Resources/dokumente/bauen,_umwelt,_energie/sanierungsgebiete/Sanierungsbroschuere_Wasserviertel.pdf ''Sanierungsbroschüre Wasserviertel.''] abgerufen am 18.08.2021, S.17.</ref> Im 15. Jahrhundert, in der Blütezeit Lüneburgs, verließen täglich rund 1000 Schiffe den Hafen.<ref>NDR: [https://www.youtube.com/watch?v=Z1QsirAeQoA ''Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref>


Mit Beginn des Eisenbahnverkehrs verlor der Alte Hafen jedoch seine wirtschaftliche Bedeutung, das Gegend des Viertels gilt jedoch immer noch als beliebter Treffpunkt<ref>Lüneplaner: [https://lueneplaner.de/alle-kategorien/esskultur-im-wasserviertel/ ''Esskultur im Wasserviertel.''] abgerufen am 15.08.2021.</ref>.
Mit Beginn des Eisenbahnverkehrs verlor der Alte Hafen seine wirtschaftliche Bedeutung, die Gegend des Viertels gilt jedoch immer noch als beliebter Treffpunkt.<ref>Lüneplaner: [https://lueneplaner.de/alle-kategorien/esskultur-im-wasserviertel/ ''Esskultur im Wasserviertel.''] abgerufen am 15.08.2021.</ref>


== Bewohner*innen ==
== Bewohner*innen ==
 
[[Datei:Koltmannstraße.jpg|mini|left|Blick durch die Koltmannstraße auf die St. Nicolai Kirche]]
=== Früher ===
=== Früher ===


Im Mittelalter und noch lange danach, spielte sich das Leben im Wasserviertel draußen auf der Straße ab. Im Viertel lebten all diejenigen, denen der Salzhandel ein Auskommen bot. Dazu gehörten unter anderem Flussschiffer, Kaufleute oder Handwerker<ref>NDR: [https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/unsere_geschichte/Hausbesuch-Das-Wasserviertel-in-Lueneburg,sendung448896.html ''Das Wasserviertel.''] abgerufen am 18.08.2021.</ref>. Zudem wohnten im Viertel auch die Fassmacher, die durch ihre Arbeit die wichtigen Container des Mittelalters anfertigten. Als eine typische Handwerkergasse des Wasserviertels galt vor 400 Jahren zum Beispiel die Koltmannstraße<ref>NDR: [https://www.youtube.com/watch?v=Z1QsirAeQoA ''Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref>.
Im Mittelalter und noch lange danach, spielte sich das Leben im Wasserviertel draußen auf der Straße ab. Im Viertel lebten all diejenigen, denen der Salzhandel ein Auskommen bot. Dazu gehörten unter anderem Flussschiffer, Kaufleute oder Handwerker.<ref>NDR: [https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/unsere_geschichte/Hausbesuch-Das-Wasserviertel-in-Lueneburg,sendung448896.html ''Das Wasserviertel.''] abgerufen am 18.08.2021.</ref> Zudem wohnten im Viertel auch die Fassmacher, die durch ihre Arbeit die wichtigen Container des Mittelalters anfertigten. Als eine typische Handwerkergasse des Wasserviertels galt vor 400 Jahren zum Beispiel die [[Koltmannstraße]].<ref>NDR: [https://www.youtube.com/watch?v=Z1QsirAeQoA ''Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref>


Neben dem für Lüneburg zentralen Salzhandel und den in diesem Bereich arbeitenden Menschen, waren auch Brauereibetriebe und deren Betreiber*innen im Wasserviertel von großer Präsenz. Von den circa 80 Brauereien befanden sich 1733 noch immer 24 allein im Wasserviertel<ref>Lüneplaner: [https://lueneplaner.de/alle-kategorien/esskultur-im-wasserviertel/ ''Esskultur im Wasserviertel.''] abgerufen am 15.08.2021.</ref>.
Neben dem für Lüneburg zentralen Salzhandel und den in diesem Bereich arbeitenden Menschen, waren auch [[Brauereibetriebe]] und deren Betreiber*innen im Wasserviertel von großer Präsenz. Von den circa 80 Brauereien befanden sich 1733 noch immer 24 allein im Wasserviertel.<ref>Lüneplaner: [https://lueneplaner.de/alle-kategorien/esskultur-im-wasserviertel/ ''Esskultur im Wasserviertel.''] abgerufen am 15.08.2021.</ref>


=== Heute ===
=== Heute ===


Heute ist der Altersdurchschnitt im Viertel deutlich niedriger als in vergleichbaren anderen Vierteln. Unter den Bewohner*innen finden sich Inhaber*innen des vielfältigen Einzelhandels, Gewerbetreibende, Alteingesessene aber auch junge Familien<ref>Initiative Wasserviertel [https://wasserviertel-lueneburg.de/index.php/impressum-kontakt] abgerufen am 14.08.2021.</ref>. Insbesondere wohnen im Wasserviertel auch diejenigen, die sich mit viel Arbeit und Mühe den Traum vom „Eigenheim mit Geschichte“<ref>NDR: [https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/unsere_geschichte/Hausbesuch-Das-Wasserviertel-in-Lueneburg,sendung448896.html ''Das Wasserviertel.''] abgerufen am 18.08.2021.</ref> erfüllen wollen.  
Heute ist der Altersdurchschnitt im Viertel deutlich niedriger als in vergleichbaren anderen Vierteln. Unter den Bewohner*innen finden sich Inhaber*innen des vielfältigen Einzelhandels, Gewerbetreibende, Alteingesessene, aber auch junge Familien.<ref>Initiative Wasserviertel [https://wasserviertel-lueneburg.de/index.php/impressum-kontakt] abgerufen am 14.08.2021.</ref> Insbesondere wohnen im Wasserviertel auch diejenigen, die sich mit viel Arbeit und Mühe den Traum vom „Eigenheim mit Geschichte“<ref>NDR: [https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/unsere_geschichte/Hausbesuch-Das-Wasserviertel-in-Lueneburg,sendung448896.html ''Das Wasserviertel.''] abgerufen am 18.08.2021.</ref> erfüllen wollen.  
 
 
 


== Gebäude ==
== Gebäude ==


Viele der Häuser im Wasserviertel erzählen vom Reichtum der alten Hansestadt<ref>NDR: [https://www.youtube.com/watch?v=Z1QsirAeQoA ''Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref>. Der niederdeutsche Backsteinbau des 14. Und 15. Jahrhunderts prägt noch heute das gesamte Stadtbild und somit auch das Wasserviertel, da der Krieg die Stadt von der Vernichtung aussparte<ref>vgl. Joachim Matthaei: ''Lüneburg'' (Reprint 2020) S.5f.</ref>. Die Bauten des ehemals von der Gotik bestimmten Stadtbildes wurden mit den Jahren immer weiterentwickelt. Noch heute können in Lüneburg die barocken Utluchten entdeckt werden, welche geschlossene Dielengeschoßflächen auflockerten<ref>vgl. ebd. S.20.</ref>. Die bodenständigen Erkervorbauten wurden im 17. Jahrhundert vor einige Häuser Lüneburgs gesetzt, um die Dielen mit Licht zu füllen<ref>Lüneburg Info: [https://www.lueneburg.info/westliche-altstadt ''Westliche Altstadt.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref> Aufgrund der Salzgewinnung und damit auch der Ausbeutung des Bodens kam es zu geologischen Absenkungen, unter denen einige Bauten Lüneburgs litten<ref>Lünepedia: [https://www.luenepedia.de/wiki/ ''Senkungsgebiet Senkungsgebiet.''] abgerufen am 17.08.2021.</ref>. Heute gehört ein großer Teil der Stadt zu dem sogenannten [[Senkungsgebiet]]. Ursprünglich sollten die von der Senkung betroffenen Bauten abgerissen werden. Durch die Initiative einiger Bürger*innen wurde das Viertel jedoch zu einem großen Teil erhalten. Heute gilt es als Glücksfall, noch ein altes Haus im Wasserviertel zu ergattern<ref>NDR: [https://www.youtube.com/watch?v=Z1QsirAeQoA ''Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref>.
Viele der Häuser im Wasserviertel erzählen vom Reichtum der alten Hansestadt.<ref>NDR: [https://www.youtube.com/watch?v=Z1QsirAeQoA ''Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref> Der '''niederdeutsche Backsteinbau''' des 14. und 15. Jahrhunderts prägt noch heute das gesamte Stadtbild und somit auch das Wasserviertel, da der Krieg die Stadt von der Vernichtung aussparte.<ref>vgl. Joachim Matthaei: ''Lüneburg'' (Reprint 2020) S.5f.</ref> Die Bauten des ehemals von der Gotik bestimmten Stadtbildes wurden mit den Jahren immer weiterentwickelt. Noch heute können in Lüneburg die barocken [[Utluchten]] entdeckt werden, welche geschlossene Dielengeschoßflächen auflockerten.<ref>vgl. ebd. S.20.</ref> Die bodenständigen Erkervorbauten wurden im 17. Jahrhundert vor einige Häuser Lüneburgs gesetzt, um die Dielen mit Licht zu füllen.<ref>Lüneburg Info: [https://www.lueneburg.info/westliche-altstadt ''Westliche Altstadt.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref> Aufgrund der Salzgewinnung und damit auch der Ausbeutung des Bodens kam es zu geologischen Absenkungen, unter denen einige Bauten Lüneburgs litten.<ref>Lünepedia: [https://www.luenepedia.de/wiki/ ''Senkungsgebiet Senkungsgebiet.''] abgerufen am 17.08.2021.</ref> Heute gehört ein großer Teil der westlichen Altstadt zu dem sogenannten [[Senkungsgebiet]]. Ursprünglich sollten die von der Senkung betroffenen Bauten abgerissen werden. Durch die Initiative einiger Bürger*innen wurde das Viertel jedoch zu einem großen Teil erhalten. Heute gilt es als Glücksfall, noch ein altes Haus in der Altstadt, darunter im Wasserviertel, zu ergattern.<ref>NDR: [https://www.youtube.com/watch?v=Z1QsirAeQoA ''Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg.''] abgerufen am 14.08.2021.</ref>


== Sanierungsgebiet Wasserviertel ==
== Sanierungsgebiet Wasserviertel ==


Trotz vieler Bemühungen sind mit der Zeit eine Reihe an städtebaulichen Maßnahmen im Wasserviertel nötig geworden. Damit das historische Ortsbild auch noch für die nächsten Generationen erhalten bleibt, wurde das „Sanierungsverfahren Wasserviertel“ von der Stadt Lüneburg eingeleitet<ref>Hansestadt Lüneburg: [https://www.hansestadtlueneburg.de/Home-Hansestadt-Lueneburg/Bauen-Umwelt-und-Energie-hansestadt-lueneburg/Bauen-Planen-Wohnen-hansestadt-lueneburg/Sanierungsgebiete/Sanierungsgebiet-Wasserviertel.aspx Sanierungsgebiet Wasserviertel.] abgerufen am 14.08,2021.</ref>. Das 9,4 Hektar umfassende Sanierungsgebiet, welches rund 90 Baudenkmale beinhaltet, wurde im Jahr 2007 auf 15 Jahre festgelegt und in die Städtebauförderung aufgenommen. Der größte Teil des Gebiets liegt westlich des alten Ilmenauhafens<ref>Hansestadt Lüneburg: [https://www.hansestadtlueneburg.de/Portaldata/43/Resources/dokumente/bauen,_umwelt,_energie/sanierungsgebiete/Sanierungsbroschuere_Wasserviertel.pdf ''Sanierungsbroschüre Wasserviertel.''] abgerufen am 18.08.2021, S.17.</ref>
Trotz vieler Bemühungen sind mit der Zeit eine Reihe an städtebaulichen Maßnahmen im Wasserviertel nötig geworden. Damit das historische Ortsbild auch noch für die nächsten Generationen erhalten bleibt, wurde das '''„Sanierungsverfahren Wasserviertel“''' von der Stadt Lüneburg eingeleitet.<ref>Hansestadt Lüneburg: [https://www.hansestadtlueneburg.de/Home-Hansestadt-Lueneburg/Bauen-Umwelt-und-Energie-hansestadt-lueneburg/Bauen-Planen-Wohnen-hansestadt-lueneburg/Sanierungsgebiete/Sanierungsgebiet-Wasserviertel.aspx Sanierungsgebiet Wasserviertel.] abgerufen am 14.08,2021.</ref> Das 9,4 Hektar umfassende Sanierungsgebiet, welches rund 90 Baudenkmale beinhaltet, wurde im Jahr 2007 auf 15 Jahre festgelegt und in die Städtebauförderung aufgenommen. Der größte Teil des Gebiets liegt westlich des alten Ilmenauhafens. Die räumlichen Begrenzungen des Sanierungsgebiets sind mit denen des Wasserviertels identisch.<ref>Hansestadt Lüneburg: [https://www.hansestadtlueneburg.de/Portaldata/43/Resources/dokumente/bauen,_umwelt,_energie/sanierungsgebiete/Sanierungsbroschuere_Wasserviertel.pdf ''Sanierungsbroschüre Wasserviertel.''] abgerufen am 18.08.2021, S.17.</ref>  
 
Für ein zukunftsfähiges Viertel und die Erhaltung der historischen Bausubstanz wurden durch das Verfahren unter anderem Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen gefördert. Dazu zählen zum Beispiel die Modernisierung von privaten Eigentümern wie dem Alten Kaufhaus Hotel, dem Hotel Bremer Hof, dem Viskulenhof und dem Hotel Einzigartig. Zudem wurden einige Straßen sowie die Grünanlage Schifferwall im Zuge der Maßnahmen saniert. Insgesamt konnte ein Teil des Sanierungsgebietes erneuert und saniert werden, seit Dezember 2016 ist die Sanierung jedoch ausgefördert und es werden keine Fördermittel mehr in diesem Bereich eingesetzt<ref>Hansestadt Lüneburg: [https://www.hansestadtlueneburg.de/Home-Hansestadt-Lueneburg/Bauen-Umwelt-und-Energie-hansestadt-lueneburg/Bauen-Planen-Wohnen-hansestadt-lueneburg/Sanierungsgebiete/Sanierungsgebiet-Wasserviertel.aspx Sanierungsgebiet Wasserviertel.] abgerufen am 14.08,2021.</ref>.


== Initiative Wasserviertel ==
Für ein zukunftsfähiges Viertel und die Erhaltung der historischen Bausubstanz wurden durch das Verfahren unter anderem Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen gefördert. Dazu zählen zum Beispiel die Modernisierung von privaten Eigentümern wie dem [[Alten Kaufhaus Hotel]], dem [[Hotel Bremer Hof]], dem [[Viskulenhof]] und dem [[Hotel Einzigartig]]. Zudem wurden einige Straßen sowie die Grünanlage Schifferwall im Zuge der Maßnahmen saniert. Insgesamt konnte ein Teil des Sanierungsgebietes erneuert und saniert werden, seit Dezember 2016 ist die Sanierung jedoch ausgefördert und es werden keine Fördermittel mehr in diesem Bereich eingesetzt.<ref>Hansestadt Lüneburg: [https://www.hansestadtlueneburg.de/Home-Hansestadt-Lueneburg/Bauen-Umwelt-und-Energie-hansestadt-lueneburg/Bauen-Planen-Wohnen-hansestadt-lueneburg/Sanierungsgebiete/Sanierungsgebiet-Wasserviertel.aspx Sanierungsgebiet Wasserviertel.] abgerufen am 14.08,2021.</ref>


Damit die Menschen im Wasserviertel die Möglichkeit haben, sich zu vernetzen, kennenzulernen, gegenseitig zu helfen und die Lebensqualität im Viertel zu verbessern, initiierten einige Bewohner*innen des Viertels 2009 die Wasserviertel-Initiative e. V., die als gemeinnütziger Verein eingetragen ist<ref>Hansestadt Lüneburg: [https://www.hansestadtlueneburg.de/Portaldata/43/Resources/dokumente/bauen,_umwelt,_energie/sanierungsgebiete/Sanierungsbroschuere_Wasserviertel.pdf ''Sanierungsbroschüre Wasserviertel.''] abgerufen am 18.08.2021, S.18.</ref><ref>Initiative Wasserviertel [https://wasserviertel-lueneburg.de/index.php/impressum-kontakt] abgerufen am 14.08.2021.</ref>. Das Miteinander soll vor allem in den Bereichen Kultur, Soziales und Ökologie vorangetrieben werden. Neben Stadtteilfesten organisiert die Initiative unter anderem Ausstellungen, wie die derzeit noch aktive Dauerausstellung „Menschen im Viertel“. Der Verein möchte somit das Bewusstsein für den Charme des Viertels aufrechterhalten<ref>Initiative Wasserviertel [https://wasserviertel-lueneburg.de/index.php/impressum-kontakt] abgerufen am 14.08.2021.</ref>
== Wasserviertel-Initiative e. V. ==
[[Datei:Hotel Bremer Hof.jpg|mini|Treffpunkt der Initiative: Das Hotel Bremer Hof]]
Damit die Menschen im Wasserviertel die Möglichkeit haben, sich zu vernetzen, kennenzulernen, gegenseitig zu helfen und die Lebensqualität im Viertel zu verbessern, initiierten einige Bewohner*innen des Viertels 2009 die Wasserviertel-Initiative e. V., die als gemeinnütziger Verein eingetragen ist.<ref>Hansestadt Lüneburg: [https://www.hansestadtlueneburg.de/Portaldata/43/Resources/dokumente/bauen,_umwelt,_energie/sanierungsgebiete/Sanierungsbroschuere_Wasserviertel.pdf ''Sanierungsbroschüre Wasserviertel.''] abgerufen am 18.08.2021, S.18 </ref><ref>Initiative Wasserviertel [https://wasserviertel-lueneburg.de/index.php/impressum-kontakt] abgerufen am 14.08.2021.</ref> Das Miteinander soll vor allem in den Bereichen Kultur, Soziales und Ökologie vorangetrieben werden. Neben Stadtteilfesten organisiert die Initiative unter anderem Ausstellungen, wie die derzeit noch aktive Dauerausstellung '''„Menschen im Viertel“'''. Der Verein möchte somit das Bewusstsein für den Charme des Viertels aufrechterhalten.<ref>Initiative Wasserviertel [https://wasserviertel-lueneburg.de/index.php/impressum-kontakt] abgerufen am 14.08.2021.</ref>  


=== Mitwirken ===
=== Mitwirken ===


Jeden ersten Dienstag im Monat kommen die Mitglieder des Vereins bei einem Stammtisch im Hotel Bremer Hof zusammen und besprechen alle Neuigkeiten. Willkommen sind alle Menschen, die im Viertel wohnen und Lust haben, an Aktivitäten und Veranstaltungen mitzuwirken.
Jeden ersten Dienstag im Monat kommen die Mitglieder des Vereins bei einem Stammtisch im [[Hotel Bremer Hof]] zusammen und besprechen alle Neuigkeiten. Willkommen sind alle Menschen, die im Viertel wohnen und Lust haben, an Aktivitäten und Veranstaltungen mitzuwirken.
 
[[Datei:Ausstellung Wasserviertel.jpg|mini|Teil der Ausstellung "Menschen im Viertel"]]
== Weblinks ==
* [https://wasserviertel-lueneburg.de Wasserviertel-Initiative]
== Einzelnachweise ==


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Aktuelle Version vom 18. Oktober 2021, 13:09 Uhr

Wasserviertel
Bewohner*innen ca. 900
Lage Innenstadt
Entstehungszeit 13. Jahrhundert



Das historische Wasserviertel ist einer von vier Siedlungsplätzen, welche die Entwicklung der Stadt Lüneburg maßgeblich mitgeprägt haben. Die aus Marktviertel, Sandviertel, Sülzviertel und Wasserviertel entstandene Form der Stadt blieb bis zur Ausweitung der Stadtfläche im 19. Jahrhundert bestehen und ist auch heute noch sichtbar.[1] Jedes der Viertel hatte seine spezifischen Aufgaben und einen Kirchenbau als Wahrzeichen. Die dem Wasserviertel zugeordnete Kirche ist die im 15. Jahrhundert erbaute Nicolaikirche.[2] Die Bauzeit der Nicolaikirche stellt zugleich den Zeitraum dar, in dem das Leben im Wasserviertel pulsierte. Die Umgebung, in der zur damaligen Zeit gehandelt, getrunken, gegessen und gefeiert wurde, galt als beliebter Treffpunkt und ist auch heute noch ein Ort, an dem viele Menschen zum Essen, Trinken und Feiern beisammen sind.[3]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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räumliche Begrenzung des Wasserviertels
erhaltene Barockfassade des Alten Kaufhauses

Das historische Wasserviertel erstreckt sich in der Innenstadt rund um den Alten Hafen und stellt einen Raum dar, in dem früher wie heute buntes Treiben herrschte und das Leben stattfand. Mit Plätzen wie dem Stintmarkt und damit auch einigen Gaststätten und Cafés, ist das Wasserviertel noch immer von großer Bedeutung für Lüneburg. Zwei Wahrzeichen des Viertels sind der Alte Kran, der mehrfach restauriert und umgestaltet wurde, und das Alte Kaufhaus, dessen Nennung auf die Anfänge des 14. Jahrhunderts zurückgeht. Aufgrund einer Brandstiftung im Jahr 1959 ist heute jedoch nur noch die Barockfassade erhalten.[4]

Historischer Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entstehung des Viertels[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entstehungszeit des Wasserviertels kann nicht genau festgelegt werden[5]. Es liegt jedoch nahe, die Entstehung der Siedlung rund um den Hafen, zwischen Marktviertel und Ilmenau, ungefähr auf das 13. Jahrhundert zurückzuführen.[6]

Sicherlich entscheidend für die Entstehung des Wasserviertels war der durch Mühlenbauten gegebene Aufstau der Ilmenau und die Regulierungsmöglichkeiten der Wasserführung des Flusses, die sich daraus entwickelten. Somit wurde die Ilmenau unterhalb Lüneburgs immer weiter zur brauchbaren Wasserstraße entwickelt.[7]

Lüneburg als zentraler Handelsplatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch die Zerstörung der Rivalin Bardowieck (heute Bardowick) durch Heinrich den Löwen trug mitunter zur Entstehung des Viertels bei, denn Lüneburg war dem wenige Kilometer nördlich gelegenen Bardowick trotz Saline für eine Zeit untergeordnet. Der alte und bedeutende Handelsplatz bescherte Bardowick großen Reichtum. Dieser entstand auch dadurch, dass derzeit keine anderen Handelszentren geduldet wurden. Erst mit Heinrich dem Löwen änderte sich dies, denn als Bardowick sich ihm im Jahr 1189 nicht unterordnen wollte, zerstörte dieser den Ort. Folgend bekam die Stadt Lüneburg das Stadtrecht und entwickelte sich damit zum zentralen Handelsplatz der Gegend.[8]

Der Alte Hafen als Herzstück des Viertels[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alter Hafen

Das Kernstück des alten Wasserviertels stellte der mittelalterliche Hafen dar, der spätestens im 12. Jahrhundert entstand.[9][10] Dieser gab dem Viertel seinen Namen und kennzeichnete dessen Relevanz. Alle Güter des täglichen Bedarfs wurden in der Gegend rund um den Hafen umgeschlagen. Damit auch die Stadtherren daran mitverdienen konnten, wurde um die Stadt ein Wall gebaut – die Lüneburger Landwehr.[11] Durch diese dicht bepflanzten, unpassierbaren Erdwälle wurden reisende Kaufleute zu einem Umweg durch Lüneburg gezwungen.[12] Lüneburgs Stapelrecht, welches alle durch Lüneburg reisenden Kaufleute dazu verpflichtete, ihre Waren im Alten Kaufhaus zu lagern und zu verkaufen, trug maßgeblich zur Entwicklung des Handelsverkehrs bei, welcher wiederum das Treiben im Wasserviertel bestimmte.[13] Bevor 1741 das alte Kaufhaus entstand, befand sich seit 1300 an dessen Stelle das sogenannte Heringshaus, in dem auch gehandelt wurde.[14] Im 15. Jahrhundert, in der Blütezeit Lüneburgs, verließen täglich rund 1000 Schiffe den Hafen.[15]

Mit Beginn des Eisenbahnverkehrs verlor der Alte Hafen seine wirtschaftliche Bedeutung, die Gegend des Viertels gilt jedoch immer noch als beliebter Treffpunkt.[16]

Bewohner*innen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick durch die Koltmannstraße auf die St. Nicolai Kirche

Früher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mittelalter und noch lange danach, spielte sich das Leben im Wasserviertel draußen auf der Straße ab. Im Viertel lebten all diejenigen, denen der Salzhandel ein Auskommen bot. Dazu gehörten unter anderem Flussschiffer, Kaufleute oder Handwerker.[17] Zudem wohnten im Viertel auch die Fassmacher, die durch ihre Arbeit die wichtigen Container des Mittelalters anfertigten. Als eine typische Handwerkergasse des Wasserviertels galt vor 400 Jahren zum Beispiel die Koltmannstraße.[18]

Neben dem für Lüneburg zentralen Salzhandel und den in diesem Bereich arbeitenden Menschen, waren auch Brauereibetriebe und deren Betreiber*innen im Wasserviertel von großer Präsenz. Von den circa 80 Brauereien befanden sich 1733 noch immer 24 allein im Wasserviertel.[19]

Heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute ist der Altersdurchschnitt im Viertel deutlich niedriger als in vergleichbaren anderen Vierteln. Unter den Bewohner*innen finden sich Inhaber*innen des vielfältigen Einzelhandels, Gewerbetreibende, Alteingesessene, aber auch junge Familien.[20] Insbesondere wohnen im Wasserviertel auch diejenigen, die sich mit viel Arbeit und Mühe den Traum vom „Eigenheim mit Geschichte“[21] erfüllen wollen.



Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele der Häuser im Wasserviertel erzählen vom Reichtum der alten Hansestadt.[22] Der niederdeutsche Backsteinbau des 14. und 15. Jahrhunderts prägt noch heute das gesamte Stadtbild und somit auch das Wasserviertel, da der Krieg die Stadt von der Vernichtung aussparte.[23] Die Bauten des ehemals von der Gotik bestimmten Stadtbildes wurden mit den Jahren immer weiterentwickelt. Noch heute können in Lüneburg die barocken Utluchten entdeckt werden, welche geschlossene Dielengeschoßflächen auflockerten.[24] Die bodenständigen Erkervorbauten wurden im 17. Jahrhundert vor einige Häuser Lüneburgs gesetzt, um die Dielen mit Licht zu füllen.[25] Aufgrund der Salzgewinnung und damit auch der Ausbeutung des Bodens kam es zu geologischen Absenkungen, unter denen einige Bauten Lüneburgs litten.[26] Heute gehört ein großer Teil der westlichen Altstadt zu dem sogenannten Senkungsgebiet. Ursprünglich sollten die von der Senkung betroffenen Bauten abgerissen werden. Durch die Initiative einiger Bürger*innen wurde das Viertel jedoch zu einem großen Teil erhalten. Heute gilt es als Glücksfall, noch ein altes Haus in der Altstadt, darunter im Wasserviertel, zu ergattern.[27]

Sanierungsgebiet Wasserviertel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trotz vieler Bemühungen sind mit der Zeit eine Reihe an städtebaulichen Maßnahmen im Wasserviertel nötig geworden. Damit das historische Ortsbild auch noch für die nächsten Generationen erhalten bleibt, wurde das „Sanierungsverfahren Wasserviertel“ von der Stadt Lüneburg eingeleitet.[28] Das 9,4 Hektar umfassende Sanierungsgebiet, welches rund 90 Baudenkmale beinhaltet, wurde im Jahr 2007 auf 15 Jahre festgelegt und in die Städtebauförderung aufgenommen. Der größte Teil des Gebiets liegt westlich des alten Ilmenauhafens. Die räumlichen Begrenzungen des Sanierungsgebiets sind mit denen des Wasserviertels identisch.[29]

Für ein zukunftsfähiges Viertel und die Erhaltung der historischen Bausubstanz wurden durch das Verfahren unter anderem Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen gefördert. Dazu zählen zum Beispiel die Modernisierung von privaten Eigentümern wie dem Alten Kaufhaus Hotel, dem Hotel Bremer Hof, dem Viskulenhof und dem Hotel Einzigartig. Zudem wurden einige Straßen sowie die Grünanlage Schifferwall im Zuge der Maßnahmen saniert. Insgesamt konnte ein Teil des Sanierungsgebietes erneuert und saniert werden, seit Dezember 2016 ist die Sanierung jedoch ausgefördert und es werden keine Fördermittel mehr in diesem Bereich eingesetzt.[30]

Wasserviertel-Initiative e. V.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Treffpunkt der Initiative: Das Hotel Bremer Hof

Damit die Menschen im Wasserviertel die Möglichkeit haben, sich zu vernetzen, kennenzulernen, gegenseitig zu helfen und die Lebensqualität im Viertel zu verbessern, initiierten einige Bewohner*innen des Viertels 2009 die Wasserviertel-Initiative e. V., die als gemeinnütziger Verein eingetragen ist.[31][32] Das Miteinander soll vor allem in den Bereichen Kultur, Soziales und Ökologie vorangetrieben werden. Neben Stadtteilfesten organisiert die Initiative unter anderem Ausstellungen, wie die derzeit noch aktive Dauerausstellung „Menschen im Viertel“. Der Verein möchte somit das Bewusstsein für den Charme des Viertels aufrechterhalten.[33]

Mitwirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jeden ersten Dienstag im Monat kommen die Mitglieder des Vereins bei einem Stammtisch im Hotel Bremer Hof zusammen und besprechen alle Neuigkeiten. Willkommen sind alle Menschen, die im Viertel wohnen und Lust haben, an Aktivitäten und Veranstaltungen mitzuwirken.

Teil der Ausstellung "Menschen im Viertel"

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lünepedia: Lüneburg abgerufen am 18.08.2021.
  2. vgl. Joachim Matthaei: Lüneburg (Reprint 2020) S.7.
  3. Lüneplaner: Esskultur im Wasserviertel. abgerufen am 15.08.2021.
  4. Lüneplaner: Esskultur im Wasserviertel. abgerufen am 15.08.2021.
  5. vgl. Joachim Matthaei: Lüneburg (Reprint 2020), S.7.
  6. Wikipedia: Lüneburg. abgerufen am 14.08.2020.
  7. vgl. Joachim Matthaei: Lüneburg (Reprint 2020), S.7.
  8. Wikipedia: Lüneburg. abgerufen am 14.08.2020.
  9. vgl. Joachim Matthaei: Lüneburg (Reprint 2020), S.7.
  10. Hansestadt Lüneburg: Sanierungsbroschüre Wasserviertel. abgerufen am 18.08.2021, S.17.
  11. NDR: Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg. abgerufen am 14.08.2021.
  12. Wikipedia: Lüneburger Landwehr. abgerufen am 14.08.2021.
  13. NDR: Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg. abgerufen am 14.08.2021.
  14. Hansestadt Lüneburg: Sanierungsbroschüre Wasserviertel. abgerufen am 18.08.2021, S.17.
  15. NDR: Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg. abgerufen am 14.08.2021.
  16. Lüneplaner: Esskultur im Wasserviertel. abgerufen am 15.08.2021.
  17. NDR: Das Wasserviertel. abgerufen am 18.08.2021.
  18. NDR: Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg. abgerufen am 14.08.2021.
  19. Lüneplaner: Esskultur im Wasserviertel. abgerufen am 15.08.2021.
  20. Initiative Wasserviertel [1] abgerufen am 14.08.2021.
  21. NDR: Das Wasserviertel. abgerufen am 18.08.2021.
  22. NDR: Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg. abgerufen am 14.08.2021.
  23. vgl. Joachim Matthaei: Lüneburg (Reprint 2020) S.5f.
  24. vgl. ebd. S.20.
  25. Lüneburg Info: Westliche Altstadt. abgerufen am 14.08.2021.
  26. Lünepedia: Senkungsgebiet Senkungsgebiet. abgerufen am 17.08.2021.
  27. NDR: Unsere Geschichte: Hausbesuch - Wasserviertel Lüneburg. abgerufen am 14.08.2021.
  28. Hansestadt Lüneburg: Sanierungsgebiet Wasserviertel. abgerufen am 14.08,2021.
  29. Hansestadt Lüneburg: Sanierungsbroschüre Wasserviertel. abgerufen am 18.08.2021, S.17.
  30. Hansestadt Lüneburg: Sanierungsgebiet Wasserviertel. abgerufen am 14.08,2021.
  31. Hansestadt Lüneburg: Sanierungsbroschüre Wasserviertel. abgerufen am 18.08.2021, S.18
  32. Initiative Wasserviertel [2] abgerufen am 14.08.2021.
  33. Initiative Wasserviertel [3] abgerufen am 14.08.2021.
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