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Marienplatz: Unterschied zwischen den Versionen

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An der Westseite des Marienplatzes eröffnete 1912 die von Karl Siebrecht entworfene Kreissparkasse.<ref>Rümelin, Hansjörg (2001): Historismus und Heimatstil. Lüneburger Wohnbauten im Backsteinrohbau. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 47.</ref> Ihre Giebel greifen auf gotische Vertikalgliederungen zurück und werden mit wabenartigen Flächenornamenten geschmückt.<ref>Ebd.</ref> Das Gebäude mit der dunklen Klinkerfassade beherbergt heute Büros, Praxen und Wohnungen.
An der Westseite des Marienplatzes eröffnete 1912 die von Karl Siebrecht entworfene Kreissparkasse.<ref>Rümelin, Hansjörg (2001): Historismus und Heimatstil. Lüneburger Wohnbauten im Backsteinrohbau. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 47.</ref> Ihre Giebel greifen auf gotische Vertikalgliederungen zurück und werden mit wabenartigen Flächenornamenten geschmückt.<ref>Ebd.</ref> Das Gebäude mit der dunklen Klinkerfassade beherbergt heute Büros, Praxen und Wohnungen.


Im Zweiten Weltkrieg diente ein Teil des Marienplatzes als Feuerlöschteich.<ref>StadtALg, BS, III-b-Am Marienplatz-10-e. Am Marienplatz, Blick auf das Löschwasserbecken. Im Hintergrund Egersdorffstraße. 1943. Stadtarchiv Lüneburg.</ref> Diese über die ganze Stadt verteilten Teiche sollten bei Luftangriffen schnelle Löscharbeiten ermöglichen.<ref>Preuß, Werner H. (2001): Stadtplanung und Architektur in Lüneburg unter dem Nationalsozialismus. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 78.</ref> In den letzten Kriegsjahren wurde der Marienplatz wie sämtliche städtische Grünanlagen auch als Grabeland zum Gemüseanbau genutzt, um die Lebensmittelknappheit zu bekämpfen.<ref>Preuß, Werner (2001): Stadtplanung und Architektur in Lüneburg unter dem Nationalsozialismus. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 77.</ref>
Im Zweiten Weltkrieg diente ein Teil des Marienplatzes als Feuerlöschteich.<ref>StadtALg, BS, III-b-Am Marienplatz-10-e. Am Marienplatz, Blick auf das Löschwasserbecken. Im Hintergrund Egersdorffstraße. 1943. Stadtarchiv Lüneburg.</ref> Diese über die ganze Stadt verteilten Teiche sollten bei Luftangriffen schnelle Löscharbeiten ermöglichen.<ref>Preuß, Werner H. (2001): Stadtplanung und Architektur in Lüneburg unter dem Nationalsozialismus. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 78.</ref> In den letzten Kriegsjahren wurde der Marienplatz wie sämtliche städtische Grünanlagen auch als Grabeland zum Gemüseanbau genutzt, um die Lebensmittelknappheit zu bekämpfen.<ref>Ebd. Seite 77.</ref>


Nach dem Krieg fand auf dem Marienplatz der erste „freie Markt“ für Gemüse und Haushaltswaren statt. Durch die schlechte Versorgungslage waren viele Waren im Krieg an vorgeschriebene Preise gebunden, Händler hielten Ware zurück, die Nachfrage und die Preise danach waren hoch.<ref>Dröge, Miriam; Fischer, Katrin; Offeney, Larissa (2001): Nachkriegsjahre in Lüneburg. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 131.</ref> Im Erdgeschoss des Kinderheims wurde der heutige Kindergarten für damals rund 150 Kinder eingerichtet, um auf die neue Berufstätigkeit vieler Frauen zu reagieren.<ref> Bockelmann, Werner (1946): Lüneburg, die überbevölkertste Stadt der Provinz. Bericht in der Landeszeitung für die Lüneburger Heide vom 29. Januar 1946. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 135.</ref>
Nach dem Krieg fand auf dem Marienplatz der erste „freie Markt“ für Gemüse und Haushaltswaren statt. Durch die schlechte Versorgungslage waren viele Waren im Krieg an vorgeschriebene Preise gebunden, Händler hielten Ware zurück, die Nachfrage und die Preise danach waren hoch.<ref>Dröge, Miriam; Fischer, Katrin; Offeney, Larissa (2001): Nachkriegsjahre in Lüneburg. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 131.</ref> Im Erdgeschoss des Kinderheims wurde der heutige Kindergarten für damals rund 150 Kinder eingerichtet, um auf die neue Berufstätigkeit vieler Frauen zu reagieren.<ref> Bockelmann, Werner (1946): Lüneburg, die überbevölkertste Stadt der Provinz. Bericht in der Landeszeitung für die Lüneburger Heide vom 29. Januar 1946. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 135.</ref>
Im Süden an der Straße Neue Sülze stand die Lüneburger Hauptpost. 1891 als Kaiserliches Post- und Telegrafenamt vollendet<ref>Rümelin, Hansjörg (2001): Historismus und Heimatstil. Lüneburger Wohnbauten im Backsteinrohbau. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 47.</ref>, musste der Backsteinbau Anfang der 1970er Jahre wegen Senkungsschäden abgerissen werden.<ref>Hofmann, Werner-Axel (2001): Salzstock, Salzproduktion und Senkungen in Lüneburg. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 172.</ref> Ursprünglich plante die städtische Verwaltung, hier im Anschluss ein Technisches Rathaus zu errichten. Der Neubau sollte die Raumnot der städtischen Ämter lindern. Wegen finanzieller Unsicherheiten setzte die Verwaltung den Plan jedoch nicht um.<ref> Stiens, Hans-Jürgen (2001): Beispiele der Stadtentwicklung in den 80er und 90er Jahren. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 185.</ref> Nachdem das Gelände lange als Behördenparkplatz genutzt wurde, entstand an dieser Ecke 1995/1996 ein schlichtes Büro- und Wohngebäude, das die Randbebauung des Platzes wiederherstellte.<ref>Ebd.</ref> Zur Straße Auf dem Meere hin wird das Gelände weiterhin als Parkplatz genutzt. Curt Pomp vom Arbeitskreis Lüneburger Altstadt e. V. bezeichnete diese Architektur an der Ecke Auf dem Meere / Neue Sülze als „peinlich“, weil sie keine Verbindung zwischen Innenstadt und westlicher Altstadt herstelle.<ref>Pomp, Curt. H. (2001): Rettung der westlichen Altstadt. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 205.</ref> Wegen des fehlenden Flügelbaus zur Straße Auf dem Meere hin, sei „in unmittelbarer Nähe des Rathauses eine banale Vorstadtsituation entstanden“.<ref>Ebd.</ref>

Version vom 19. September 2021, 23:23 Uhr

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Lage des Marienplatzes in der Lüneburger Altstadt

Der Marienplatz befindet sich westlich hinter dem Rathaus Lüneburg. Die Fläche ist größtenteils als Parkplatz mit ein paar Bänken am nördlichen Fußweg gestaltet. Zu den 38 PKW-Stellplätzen gehören sechs Parkplätze für Menschen mit Behinderungen und zwei Ladeplätze für Elektroautos.

Mehrere markante Gebäude prägen das Bild des Marienplatzes und bringen verschiedene Baustile und Epochen zusammen. An der Nordseite befinden sich eine Kindertagesstätte sowie die Ratsbücherei im ehemaligen Kloster St. Marien. Im Osten steht die besonders schmuckreiche Rückfassade des Rathausensembles.

Lage

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Die Umgebung des Marienplatzes

Folgende Straßen führen auf den Platz (beginnend im Norden dem Uhrzeigersinn folgend): Reitende-Diener-Straße, Am Ochsenmarkt, Waagestraße, Neue Sülze, Auf dem Meere, Egersdorffstraße. Die Gebäude direkt am Platz tragen die Adresse „Am Marienplatz“.

Die südwestliche Ecke des Marienplatzes ist bei Tourist*innen als Fotostandpunkt beliebt, um den Blick Richtung Auf dem Meere mit der Kirche St. Michaelis im Hintergrund aufzunehmen.

Geschichte

Ursprünglich stand auf dem Platz die Lüneburger Marienkirche. Zusammen mit dem Kloster St. Marien gab sie dem Platz seinen Namen. Wegen Senkungsschäden musste die Kirche um 1820 als einer der ersten Totalschäden in der Stadt abgerissen werden.[1] Sie darf jedoch nicht mit der heutigen Kirche St. Marien verwechselt werden, die 1963 die abgerissene Marienkirche an der Wallstraße ersetzte. Das ehemalige Franziskanerkloster St. Marien zählt zu den ältesten erhaltenen Gebäuden Lüneburgs. Die Stadt nutzt die Gebäude bereits seit Mitte des 16. Jahrhunderts als Bibliothek und hielt hier im Mittelalter auch Hansetage ab.[2]

An der Westseite des Marienplatzes eröffnete 1912 die von Karl Siebrecht entworfene Kreissparkasse.[3] Ihre Giebel greifen auf gotische Vertikalgliederungen zurück und werden mit wabenartigen Flächenornamenten geschmückt.[4] Das Gebäude mit der dunklen Klinkerfassade beherbergt heute Büros, Praxen und Wohnungen.

Im Zweiten Weltkrieg diente ein Teil des Marienplatzes als Feuerlöschteich.[5] Diese über die ganze Stadt verteilten Teiche sollten bei Luftangriffen schnelle Löscharbeiten ermöglichen.[6] In den letzten Kriegsjahren wurde der Marienplatz wie sämtliche städtische Grünanlagen auch als Grabeland zum Gemüseanbau genutzt, um die Lebensmittelknappheit zu bekämpfen.[7]

Nach dem Krieg fand auf dem Marienplatz der erste „freie Markt“ für Gemüse und Haushaltswaren statt. Durch die schlechte Versorgungslage waren viele Waren im Krieg an vorgeschriebene Preise gebunden, Händler hielten Ware zurück, die Nachfrage und die Preise danach waren hoch.[8] Im Erdgeschoss des Kinderheims wurde der heutige Kindergarten für damals rund 150 Kinder eingerichtet, um auf die neue Berufstätigkeit vieler Frauen zu reagieren.[9]

Im Süden an der Straße Neue Sülze stand die Lüneburger Hauptpost. 1891 als Kaiserliches Post- und Telegrafenamt vollendet[10], musste der Backsteinbau Anfang der 1970er Jahre wegen Senkungsschäden abgerissen werden.[11] Ursprünglich plante die städtische Verwaltung, hier im Anschluss ein Technisches Rathaus zu errichten. Der Neubau sollte die Raumnot der städtischen Ämter lindern. Wegen finanzieller Unsicherheiten setzte die Verwaltung den Plan jedoch nicht um.[12] Nachdem das Gelände lange als Behördenparkplatz genutzt wurde, entstand an dieser Ecke 1995/1996 ein schlichtes Büro- und Wohngebäude, das die Randbebauung des Platzes wiederherstellte.[13] Zur Straße Auf dem Meere hin wird das Gelände weiterhin als Parkplatz genutzt. Curt Pomp vom Arbeitskreis Lüneburger Altstadt e. V. bezeichnete diese Architektur an der Ecke Auf dem Meere / Neue Sülze als „peinlich“, weil sie keine Verbindung zwischen Innenstadt und westlicher Altstadt herstelle.[14] Wegen des fehlenden Flügelbaus zur Straße Auf dem Meere hin, sei „in unmittelbarer Nähe des Rathauses eine banale Vorstadtsituation entstanden“.[15]

  1. Hofmann, Werner-Axel (2001): Salzstock, Salzproduktion und Senkungen in Lüneburg. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 172.
  2. Gundermann, Heike (2001): Neueste Stadtentwicklung. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 255.
  3. Rümelin, Hansjörg (2001): Historismus und Heimatstil. Lüneburger Wohnbauten im Backsteinrohbau. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 47.
  4. Ebd.
  5. StadtALg, BS, III-b-Am Marienplatz-10-e. Am Marienplatz, Blick auf das Löschwasserbecken. Im Hintergrund Egersdorffstraße. 1943. Stadtarchiv Lüneburg.
  6. Preuß, Werner H. (2001): Stadtplanung und Architektur in Lüneburg unter dem Nationalsozialismus. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 78.
  7. Ebd. Seite 77.
  8. Dröge, Miriam; Fischer, Katrin; Offeney, Larissa (2001): Nachkriegsjahre in Lüneburg. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 131.
  9. Bockelmann, Werner (1946): Lüneburg, die überbevölkertste Stadt der Provinz. Bericht in der Landeszeitung für die Lüneburger Heide vom 29. Januar 1946. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 135.
  10. Rümelin, Hansjörg (2001): Historismus und Heimatstil. Lüneburger Wohnbauten im Backsteinrohbau. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 47.
  11. Hofmann, Werner-Axel (2001): Salzstock, Salzproduktion und Senkungen in Lüneburg. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 172.
  12. Stiens, Hans-Jürgen (2001): Beispiele der Stadtentwicklung in den 80er und 90er Jahren. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 185.
  13. Ebd.
  14. Pomp, Curt. H. (2001): Rettung der westlichen Altstadt. In: Preuß, Werner H. (Hrsg.): Stadtentwicklung und Architektur. Lüneburg im 20. Jahrhundert. Seite 205.
  15. Ebd.
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