Aktionen

Coca Cola

Aus Lünepedia

Coca Cola-Abfüllwerk in Goseburg

Die Firma Coca Cola verfügt über einen Abfüllbetrieb im Stadtteil Goseburg[1]. Das Werk an der Goseburgstraße beschäftigt 200 Mitarbeitende und produziert Getränke der Marke Vio.[2] 2020 wurden die Ausbaupläne des Konzerns bekannt[3], was zu Protesten in Form von Demonstrationen, direkten Aktionen[4] und einer Petition[5] sowie überregionalem Echo führte[6]. Seit Februar 2021 führt Coca-Cola Probebohrungen bei dem neuen Brunnen Reppenstedt durch.[7]

Geschichte

Im Jahr 1977 entstand das erste Coca-Cola Werk in Lüneburg, als ein Zusammenschluss von 16 Coca Cola Herstellern aus der Region eine Dosenabfüllfabrik errichtete. Zwischen der Eröffnung des Standorts und dem Beginn der 2000er wuchs das Werk beständig und füllte teilweise bis zu 249 Millionen Liter im Jahr in Getränkedosen ab. Als 2007 das Werk durch die Einführung des Einwegpfands kurz davor stand schließen zu müssen, konnte das Werk durch die Erschließung der Lüner Quelle und den Beginn der Produktion von Vio-Produkten erhalten werden. Zunächst wurde das Grundwasser aus einem auf dem Gelände befindlichen Brunnen angepumpt, 2015 kam ein zweiter Brunnen dazu. Nach der anfänglich auf Mineralwasser beschränkten Produktion, wurde das Sortiment um Fruchtsaftschorlen und Limonaden erweitert.[2][8] Aktuell hat das Unternehmen die Genehmigung zur Entnahme von 350.000 m³ Grundwasser im Jahr. Diese wurde von der Hansestadt Lüneburg bis zum Jahr 2041 ausgestellt. [9]

Brunnenbau 2020/2021

Bereits 2016, nach Inbetriebnahme des zweiten Brunnen, begannen die Planungen für einen dritten Brunnen für die Produktion am Standort Lüneburg. Da die bisher genehmigte Menge an Grundwasser nahezu komplett komplett ausgeschöpft wurde von dem Unternehmen angekündigt, die zusätzliche Entnahme von weiteren 350.000 m³ im Jahr zu beantragen. Um einen Standort für den neuen Brunnen auszuwählen begann das Unternehmen mit zahlreichen Erkundungsbohrungen im Landkreis Lüneburg. Als Ergebnis dieser Erkundungsbohrungen wurde ein Standort nahe des Brockwinkler Guts in Reppenstedt ausgewählt. Die Genehmigung zur Entnahme von Grundwasser zu gewerblichen Zwecken erfordert ein Wasserrechtsverfahren, in welchen die Rechtmäßigkeit und Verträglichkeit einer solchen Entnahme geprüft wird. Bei einem sogenannten Scoping-Termin am 09.12.2019 wurden Vertreter*innen der zuständigen Behörden aus verschiedenen Gemeinden und Ortschaften, des Forstamtes, des Amtes für Verbraucherschutz, des Bauernverbandes, mehrer Naturschutzbehörden, des Trinkwasserversorgers Purena sowie der örtlichen Naturschutzverbände eingeladen, um über die notwendigen Unterlagen und Untersuchungen für die Zulassung eines Brunnens zu beraten. Im Rahmen der Untersuchungen beantragte Coca Cola einen Pumpversuch an dem ausgewählten Standort. Dieser wurde für 70 Tage angesetzt in denen insgesamt 118.000 m³ gefordert werden sollen. Durch zahlreiche Messstellen sollen mögliche Auswirkungen auf die Umwelt geprüft werden. Das entnommene Wasser soll in einen nahe gelegenen Bach eingeleitet werden. Die Verwaltung des Landkreises forderte zunächst das bei dem Pumpversuch entnommene Wasser landwirtschaftlich zu nutzen oder zur Grundwasseranreicherung versickern zu lassen. Von dieser Forderung wurde jedoch Abstand genommen, da eine Beeinträchtigung der Messergebnisse befürchtet wurde. Dennoch kritisierte die Verwaltung den Pumpversuch unter dem Gesichtspunkt der sparsamen Wasserverwendung. Am 26.05.2020 wurde die Erlaubnis für den Pumpversuch erteilt. Es wurde Widerspruch von sechs unterschiedlichen Seiten eingereicht.[9] Am 26.07.2020 forderte die SPD-Fraktion im Kreistag ein Unabhängiges Gutachten zu den Auswirkung der Grundwasserentnahme durch Coca Cola. Diese Forderung wurde sowohl vom Umweltausschuss des Landkreises als auch vom Kreistag abgelehnt.[10] Am 03.02.2021 startete der Pumpversuch in Reppenstedt.[11]


Kritik und Protest

Protest-Sticker

Die Pläne des Unternehmens stießen in der Öffentlichkeit auf breiten Widerstand. Im Januar gründete sich die Bürger*innen Initative „Unser Wasser“. Diese kritisierte die Pläne des Unternehmens insbesondere im Hinblick auf die Dürren der letzten Jahre in der Region. Außerdem warf sie dem Unternehmen vor, statt den genehmigten 1,6 % des Grundwasserkörpers, mit den ersten beiden Brunnen bereits 7,04 % des Grundwasserkörpers der Hansestadt Lüneburg zu fördern.[12] Im August 2020 rief die Bürgerinitiative zu einer Demonstration auf dem Lüneburger Marktplatz auf, an der fast 1.200 Menschen teilnahmen. Im September 2020 ging bei Oberbürgermeister Ulrich Mädge und Landrat Jens Böther unter dem Motto „Unser Wasser gehört uns“ eine Online-Petition mit 90.000 Unterschriften ein. Im März 2021 zählte die Petition bereits 122.000 Unterzeichner*innen. Im Oktober 2020 übergab die Bürgerinitiative Landrat Jens Böther eine weitere Unterschriftensammlung gegen die Errichtung eines neuen Brunnens, mit 4.600 Unterzeichner*innen.[13][14] Im Voraus des Pumpversuches wurde ein Sabotageakt am Brunnen in Reppenstedt bekannt. Unbekannte betonierten den obersten Teil des Brunnens zu. Nach Angaben des Unternehmens blieb der Brunnen jedoch unbeschädigt und auch der Pumpversuch konnte wie geplant stattfinden.[15] Am Tag des Starts des Pumpversuches am 03.02.2021 rief die Bürgerinitiative erneut zu einem Protestspaziergang am Brunnen auf. Zu der Demonstration erschienen 116 Menschen, die zuerst den Brunnen und später die Einleitstelle in den „Kranken Hinrich“ besichtigten. Anfang März wurden auch zahlreiche Protestbanner in der Hansestadt und Umgebung aufgehängt, die sich gegen den Pumpversuch, Coca Cola und die Kommerzialisierung des Trinkwassers richteten. Die Bürgerinitiative rief für den 22.03 erneut zu einer Demonstration auf dem Marktplatz auf.[16]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. https://www.coca-cola-deutschland.de/uber-uns/unternehmen/produktion-behind-the-scenes/coca-cola-standort-lueneburg
  2. 2,0 2,1 https://www.coca-cola-deutschland.de/unsere-marken/vio/made-in-lueneburg-vio-fuer-ganz-deutschland-cr1
  3. https://www.landeszeitung.de/lokales/93279-was-wir-ueber-die-wasserplaene-von-coca-cola-wissen2/
  4. https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Reppenstedt-Grundwasser-Brunnen-von-Coca-Cola-sabotiert,cocacola178.html
  5. https://www.change.org/p/l%C3%BCneburg-unser-trinkwasser-geh%C3%B6rt-uns-nicht-cocacola-de-julia-verlinden-michelpauly-ulrichblanck-hansestadtlg-gruenelg-gj-luneburg-spd-lueneburg-dielinke-lbg-fdplueneburg
  6. https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Coca-Cola-und-das-Wasser-Aerger-in-Reppenstedt,cocacola138.html
  7. https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Coca-Cola-startet-Anfang-Februar-umstrittenen-Pumpversuch,cocacola168.html
  8. https://www.coca-cola-deutschland.de/uber-uns/unternehmen/produktion-behind-the-scenes/coca-cola-standort-lueneburg
  9. 9,0 9,1 https://allris.lklg.net/bi/___tmp/tmp/45081036777049526/777049526/00168868/68.pdf
  10. https://allris.lklg.net/bi/___tmp/tmp/45-181-136777049572/777049572/00170925/25.pdf
  11. https://www.landkreis-lueneburg.de/Home-Landkreis-Lueneburg/Politik-und-Verwaltung/Aktuelles-Landkreis/Pressemitteilungen/pumpversuch-fuer-mineralwasser-brunnen-gestartet-landkreis-kontrolliert-vor-ort.aspx
  12. https://unserwasser-bi-lueneburg.de/fakten/
  13. https://www.change.org/p/l%C3%BCneburg-unser-trinkwasser-geh%C3%B6rt-uns-nicht-cocacola-de-julia-verlinden-michelpauly-ulrichblanck-hansestadtlg-gruenelg-gj-luneburg-spd-lueneburg-dielinke-lbg-fdplueneburg
  14. https://www.landkreis-lueneburg.de/Home-Landkreis-Lueneburg/Politik-und-Verwaltung/Aktuelles-Landkreis/Pressearchiv-Landkreis/grundwasser-sichern-landrat-jens-boether-nimmt-4-600-unterschriften-der-buergerinitiative-in-empfang.aspx
  15. https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Reppenstedt-Grundwasser-Brunnen-von-Coca-Cola-sabotiert,cocacola178.html
  16. https://unserwasser-bi-lueneburg.de/
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Lünepedia. Durch die Nutzung von Lünepedia erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.