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Lüneburger Heide

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Naturschutzgebiet Lüneburger Heide

Seit dem 12. Januar 1922 ist die Lüneburger Heide offiziell ein Naturschutzgebiet. Heute ist sie nicht nur eines der ältesten, sondern auch eines der größten Naturschutzgebiete Deutschlands. Sie ist circa 234 Quadratkilometer groß und erstreckt sich zwischen den Großstädten Hamburg, Bremen und Hannover, im Nordosten Niedersachsens. Im Zentrum des Gebiets liegt der Wilseder Berg. Als untere Naturschutzbehörden (UNB) sind die Landkreise Heidekreis und Harburg für die Lüneburger Heide zuständig. Außerdem gehört das Gebiet zu den bedeutsamsten Schutzgebieten Europas und besitzt sogar das größte Waldnaturschutzgebiet Nordwestdeutschlands. Um die internationale Bedeutung der Lüneburger Heide zu ehren, hat der Europarat ihr, 1968 in Straßburg, das Europa-Diplom verliehen. [1]

Blühende Heidelandschaft in der Lüneburger Heide

Die Heidelandschaft

Heideflächen waren bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts ein wesentlicher Bestandteil der nordwesteuropäischen Geest-Gebiete. Ihre Wurzeln reichen bis zur Jungsteinzeit zurück. Bis auf die Heideflächen im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide, sind sie heute fast vollständig verschwunden. Dort konnte ein großer Teil dieser historischen Kulturlandschaft, mit ihren charakteristischen Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen, erhalten werden.[2]

Entstehung und Entwicklung

Die Heideflächen entstanden durch intensive Rodungen und durch Weidevieh. Die Wälder wurden kleiner und lichtliebende Pflanzen, wie die Zwergstrauchheiden wurden gefördert. Außerdem wurde eine Plaggenwirtschaft betrieben, bei der die obere humusreiche Bodenschicht der Heideflächen abgetragen und in den Ställen als Streumaterial verwendet wurde. Anschließend konnte die abgetragene Bodenschicht zusammen mit den Tierausscheidungen als Dünger für den Ackerbau verwendet werden. Im Mittelpunkt der historischen Kulturlandschaft steht das Dorf und der Einzelhof. Umgeben von Hainen, kleinen Wäldern aus Buchen und Eichen, waren die Häuser gar nicht mehr zu sehen. Diese Wäldchen waren von sehr großer Bedeutung, da sie Brenn- und Bauholz lieferten, das Vieh mit Nahrung (mit z.B. Eicheln und Bucheckern) versorgten und sogar zu verringerten Klimaextremen der umgebenden Offenlandschaft führten. Die Nähe zu Fluss- und Bachtälern sorgte für Trinkwasser und für die Erhaltung von Grünlandflächen. Die Bauern gewannen aus den angrenzenden Heideflächen nicht nur Streumaterial und Dünger, sondern nutzten sie unter anderem auch als Weide für die Heidschnucken.[3] Jahrhundertelang war die Heidschnucke nicht nur die Grundlage, sondern auch das Haupterträgnis eines jeden Heidehofs. Dabei handelt es sich um eine sehr widerstandsfähige, robuste und genügsame Schafrasse, die zu den Kurzschwanzschafen gehört. Heutzutage haben die Schnuckenherden nur noch eine Aufgabe, und zwar die Instandhaltung der Heideflächen. Dies tun sie, indem sie immer wieder die Besenheide, ein Heidekrautgewächs, zerbeißen und die Heideflächen so in einer optimalen und gesunden Höhe halten. Außerdem wird gleichermaßen der natürliche Baumwuchs verringert. Man könnte also von lebenden Mähmaschinen sprechen. [4] Neben den Heidschnucken war die Bienenhaltung ein wesentlicher Bestandteil der Heidehöfe. Da der nährstoffarme Boden den Bauern nicht viel zu bieten hatte, nutzten sie den Bienenhonig als Nahrungs- und Heilmittel und verkauften ihn. Außerdem machen sie sich den Bienenwachs zu Nutze. Heute ist ein Heidebauer nicht mehr auf die Bienenhaltung und die Heidschnucken angewiesen. Dennoch sind vor allem in der Heideblüte viele Bienenvölker zu finden. In dieser zeit entsteht auch der sehr begehrte Heidehonig.[5] Im Laufe der Zeit nahm die Bewirtschaftung der Heideflächen immer weiter ab. Der Verein Naturschutzpark e.V. erkannte die Gefahr und erwarb zwischen 1910 und 1930 viele Höfe, um sie mit Pächtern zu besetzen, die die Heidebauernwirtschaft weiter führen sollten. Doch Ende der 1940er Jahre wurde diese dann vollständig fallen gelassen. Zehn Jahre später ersetzte der Verein die Bewirtschaftung durch Maßnahmen der Landschaftspflege. Beispielsweise wurde die Schnuckenhaltung wiederbelebt und in den nächsten 30 Jahren über 20 neue und moderen Ställe für die Schafe gebaut. Die Schnuckenbestände wuchsen seitdem stetig. Außerdem konnten 1983 über 625 Hektar Wald wieder in Heidefläche verwandelt werden. Hinzuzufügen ist, dass diese Wälder hauptsächlich aus illegalen Aufforstungen stammten.[6]

Die Moore

Ähnlich wie die Heideflächen, kamen früher Moore in Nordwestdeutschland viel häufiger vor. Im Gegensatz zu der vom Mensch beeinflussten Kulturlandschaft, entzogen sich die Moore diesem Einfluss und werden deshalb als Naturlandschaft bezeichnet. Erst in der Neuzeit begann man sich Stück für Stück in die Moore hineinzuwagen und sie zunächst als Weideflächen zu nutzen. Später erfolgte eine systematische Entwässerung und eine vielfältige Torfnutzung. Dies führte zum vollständigen Abbau und zur Verwendung für landwirtschaftliche Zwecke. Doch die Gründer des Naturschutzgebietes erkannten den Wert der Moore und nahmen einen großen Teil dieser mit in das Schutzgebiet auf.[7] Charakteristisch für Moore ist der ständige Wasserüberschuss, welcher durch Niederschläge oder auch durch austretendes Mineralbodenwasser zu Stande kommt. Aus diesem Grund werden Moore auch als Feuchtgebiete bezeichnet. Der Wasserüberschuss sorgt für einen sauerstoffarmen Boden, der wiederum verhindert, dass pflanzliche Reste vollständig abgebaut werden können. Diese lagern sich dann als Torf ab.[8] In der Lüneburger Heide sind vier unterschiedliche Typen der Moore zu finden. Die Niedermoore, die Hochmoore, die Kleinsthochmoore und die Quellhochmoore, auch Heidemoore genannt. Niedermoore entwicklen sich auf sehr nährstoffreichen Standorten, in der Nähe von Bachtälern. In solchen Gebieten bildet der abgelagerte Torf den Oberboden und das Grundwasser steht sehr nah an der Oberfläche. Durch die Verbindung mit dem Mineralboden, über den Grundwasseranschluss, sind die Niedermoore sehr reich an Nährsalzen. Sie sind meist mit einer sehr hohen und dichten Vegetation bewachsen, zum Beispiel mit Erlenbruchwäldern. Wenn die Bedingungen stimmen kann es sein, dass sich Niedermoore über Zwischenmoorstadien weiter zu Hochmooren entwickeln. Diese sind häufig durch eine undurchlässige Torfschicht vom Grundwasser getrennt, weshalb sie sehr nährsalz- und basenarm sind. Außerdem haben sie ihren eigenen Wasserhaushalt, der nur vom Regen genährt wird. Aus diesen Gründen wachsen in Hochmooren nur Pflanzenarten, welche auch unter extremen Bedingungen überleben können. Beispielsweise Torfmoose, welche große Wassermengen aufsaugen und speichern können. Wenn ältere Moorpflanzen absterben bilden sie ebenfalls Torf. Kleinsthochmoore sind im Gegensatz du den vorher genannten Typen sehr klein, maximal 200 Meter im Durchmesser. Dadurch werden sie ab und zu vom Umland mit Nähstoffen und Basen versorgt. Außerdem entwickeln sie sich nur in abflusslosen Senken. Im Naturschutzgebiet sind etwa 15 Kleinsthochmoore vorhanden. (Stand 1997) Der vierte Moortyp ist das Quellhochmoor oder auch Heidemoor genannt. Diese werden neben dem Regenwasser zusätzlich vom Quellwasser genährt und sind oft an Böschungen von Bachtälern zu finden. Durch das basen- und nährsalzarme Quellwasser werden gleiche Bedingungen wie in den Hochmooren geschaffen, weshalb dort eine ähnliche Vegetation vorherrscht.<re>Cordes, Hermann, et al. (Hrsg.): Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Geschichte - Ökologie - Naturschutz, Bremen, 1997: Hauschild, S.101-110.</ref>

Die Wälder

Wie bereits erläutert wurde der natürliche Baumwuchs durch die Optimierung und Vergrößerung der Heideflächen stark verringert. Die Heidebauernwirtschaft drängte die Wälder zurück und beanspruchte sie sehr. Dies hatte zur Folge, dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Waldanteil des Naturschutzgebietes auf seinen niedrigsten Stand geschrumpft war. Zusammen mit Stühbüschen und Hofgehölzen machte der Wald nur noch 4-5 Prozent der Lüneburger Heide aus. Erst mit der Heideaufforstung wurden aus einzelnen Waldstücken wieder zusammenhängende Wälder. Die Tatsache, dass die Wälder trotz der schlechten Bedingungen überlebt und sich weiter entwickelt haben, macht sie so besonders und kostbar. Aus diesem Grund haben sie für das Naturschutzgebiet einen sehr hohen Stellenwert.[9]

Die Heidebäche

Die Flussgewässer der Lüneburger Heide scheinen nicht ganz so berühmt zu sein, wie beispielsweise die Heideflächen und Moore. Dennoch sind sie ein wesentlicher und elementarer Bestandteil des Naturschutzgebietes. Besondere Eigenschaften dieser Fließgewässer unterschieden sie von anderen Gewässern außerhalb des Schutzraumes, weshalb sie auch den Namen Heidebäche tragen. Die Hauptgewässer der Lüneburger Heide sind die Bäche Wümme, Seele, Böhme und Este. Als Nebengewässer werden die Schmale Aue, Brunau, Weseler Bach und Rehmbach aufgeführt. Charakteristisch für die Heidebäche sind schmale Talräume und Quellzonen, welche von Erlenbruchwäldern besiedelt werden. Oftmals werden diese Zonen auch von Heidemooren, den Quellhochmooren eingenommen. Die Strukturvielfalt, welche in den Heidebächen zu finden ist, spielt für die Besiedlung der Gewässer eine große Rolle. Zur Strukturvielfalt zählen kleine Unterstände für Fische (z.B. kleine Uferunterspülungen oder Erlenwurzeln), wechselnde Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten. Das Wasser zeichnet sich durch einen sehr hohen und konstanten Sauerstoffgehalt und einen pH-Wert im schwach sauren oder sogar neutralen Bereich aus.[10]

Das ehemalige Militärgelände

In der Lüneburger Heide gehören einige Flächen zu einem ehemaligen Militärgelände. Die britische Besatzungsmacht nutzte nach dem zweiten Weltkrieg einen großen Landschaftsausschnitt, zwischen Soltau und Lüneburg, als Übungsgelände. Diese Fläche umfasste mehr als 5000 Hektar von der Schneverdinger Stadtgrenze bis hin zum Wilseder Berg, welcher im Zentrum der Lüneburger Heide liegt. Im Jahre 1959 wurden diese Übungen der britischen Besatzungsmacht mit dem Soltau-Lüneburg-Abkommen legalisiert. Der bereits erwähnte Verein Naturschutzpark e.V. klagte und forderte die Herausgabe der Flächen. Der Übungsbetrieb dauerte dennoch fast 50 Jahre lang, denn erst am 07. Januar 1994 wurde der Betrieb im Naturschutzgebiet der Lüneburger Heide eingestellt. Der Militärbetrieb hatte fatale Auswirkungen für die genutzte Heidelandschaft. Die Vegetationsdecke wurde durch die intensive Befahrung mit Kettenfahrzeugen fast vollständig zerstört. Die im Boden enthaltende natürliche Samenbank wurde demzufolge ebenfalls vernichtet. Unter anderem wurde Bodenmaterial abgetragen, tiefe Erosionsrinnen gebildet und Bodenprofile zerfahren. Außerdem hat die militärische Nutzung viele kulturhistorische Denkmäler, wie zum Beispiel urgeschichtliche Grabhügel, vernichtet. Auch wenn das Ausmaß der Vegetationsvernichtung enorm war, muss erwähnt werden, dass einige seltene und gefährdete Arten von der Übungstätigkeit des Militärs profitiert haben. Zum Beispiel konnten Arten, wie die Quirlige Knorpelmiere und der Hirschsprung, in den feuchten Fahrspuren der Kettenfahrzeuge wachsen und sich verbreiten.[11] Nachdem die Gebiete dem Naturschutzgebiet zurück gegeben wurden, begannen die Entwicklungsmaßnahmen. Die Landschaft soll sozusagen gereinigt und gesäubert und wieder in das typische Landschaftsbild eingefügt werden. Eine Fläche von über 200 Hektar wurde allerdings nicht verändert und soll als kulturhistorische Zeugnis, dieser Art der Landschaftsnutzung, dienen.[12] Im Jahre 2020 wurde noch einmal daran erinnert, dass das Soltau-Lüneburg-Abkommen nun schon vor 25 Jahren endete und die Restaurierungsarbeiten bis heute anhalten. Die Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide VNP und viele ehrenamtliche Initiativen sind immer noch tatkräftig dabei die Schädigungen der militärischen Nutzung zu beseitigen und die Gebiete neu aufleben zu lassen. Steffen Albers, der Assistent der Geschäftsführung der Stiftung, machte darauf aufmerksam, dass ohne dieses Engagement bereits viele Tier- und Pflanzenarten aus der Lüneburger Heide verschwunden wären.[13]

Verkehrsanbindung

Die Lüneburger Heide liegt in den Einzugsbereichen etwaiger Großstädte und ist im Zuge dessen durch diverse Verkehrsmittel erschlossen. Die Bundesautobahn 7 führt in Nord-Süd-Richtung durch die Heide hindurch und bietet Anschlüsse in Richtung Hamburg und Schleswig-Holstein (nördliche Richtung) sowie Hannover und Süddeutschland (südliche Richtung). Die Bundesautobahn 39 endet bislang kurz vor Lüneburg, soll jedoch zukünftig östlich der Heide entlanggeführt werden und die Lücke bis Wolfsburg schließen. Durch und um die Lüneburger Heide führt das Heide-Shuttle.

Einzelnachweise

  1. Blume-Winkler, D., Engelmann, A. & Rüter J.: Naturschutzgebiet Lüneburger Heide; in Bundesamt für Natuschutz, (Hrsg.): Dokumentation Natur und Landschaft, Köln, 1995: Deutscher Gemeindeverlag, S.1.
  2. Cordes, Hermann, et al. (Hrsg.): Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Geschichte - Ökologie - Naturschutz, Bremen, 1997: Hauschild, S.87.
  3. Cordes, Hermann, et al. (Hrsg.): Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Geschichte - Ökologie - Naturschutz, Bremen, 1997: Hauschild, S.87-90.
  4. Cordes, Hermann, et al. (Hrsg.): Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Geschichte - Ökologie - Naturschutz, Bremen, 1997: Hauschild, S.67-69 & Lux, Hans: Das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Erlebenswerte Natur- Sehenswerte Geschichte, Stuttgart & Hamburg, 1983: Verein Naturschutzpark e. V., S.51-54.
  5. Lux, Hans: Das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Erlebenswerte Natur- Sehenswerte Geschichte, Stuttgart & Hamburg, 1983: Verein Naturschutzpark e. V. S.55.
  6. Cordes, Hermann, et al. (Hrsg.): Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Geschichte - Ökologie - Naturschutz, Bremen, 1997: Hauschild, S.88-92.
  7. Cordes, Hermann, et al. (Hrsg.): Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Geschichte - Ökologie - Naturschutz, Bremen, 1997: Hauschild, S.101.
  8. Wikipedia, (07.03.2021). Moor. Abgerufen am 09. März 2021, von https://de.wikipedia.org/wiki/Moor
  9. Cordes, Hermann, et al. (Hrsg.): Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Geschichte - Ökologie - Naturschutz, Bremen, 1997: Hauschild, S.113-114.
  10. Cordes, Hermann, et al. (Hrsg.): Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Geschichte - Ökologie - Naturschutz, Bremen, 1997: Hauschild, S.127-129.
  11. Cordes, Hermann, et al. (Hrsg.): Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Geschichte - Ökologie - Naturschutz, Bremen, 1997: Hauschild, S.145-148.
  12. Cordes, Hermann, et al. (Hrsg.): Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Geschichte - Ökologie - Naturschutz, Bremen, 1997: Hauschild, S.149-151.
  13. Heide Kurier, (o.J.). Keine Militärübungen mehr auf den „Roten Flächen“. Abgerufen am13. März 2021, von https://heide-kurier.de/schneverdingen-keine-militaeruebungen-mehr-auf-den-roten-flaechen_hDH
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