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Schiffshebewerk Scharnebeck

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Das zur Bauzeit weltgrößte Doppelsenkrecht-Schiffshebewerk Scharnebeck (auch als Schiffshebewerk Lüneburg bezeichnet) wurde 1974 erbaut und bietet ein sehenswertes technisches Schauspiel. Es ermöglicht Frachtschiffen eine Höhe von 38 Metern zu überwinden. In acht Jahren Bauzeit wurde der Elbe-Seitenkanal gebaut, um eine Verbindung zwischen Elbe und Mittellandkanal zu schaffen. Auf der gesamten Strecke des Elbe-Seitenkanals wird ein Höhenunterschied von 61 Metern überwunden. Davon überbrückt die Schleuse Uelzen 23 Meter und die restlichen 38 Meter das Schiffshebewerk Scharnebeck.[1]

Doppelsenkrecht-Schiffshebewerk Scharnebeck

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sieben Kilometer nordöstlich von Lüneburg liegt in Scharnebeck das drittgrößte Schiffshebewerk der Welt. Das Schiffshebewerk Lüneburg befindet sich am Elbe-Seitenkanal. Dieser verbindet den Hamburger Hafen und den Lübecker Hafen mit den Binnenwasserstraßen . Dank des Kanals kann ein ganzjähriger Schiffsverkehr, trotz verschiedener Elbwasserstände, die fahrttechnisch kompliziert sind, ermöglicht werden. [2]

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Lage des Schiffshebewerkes Scharnebeck

Funktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Schiff muss auf der gesamten Strecke des Elbe-Seitenkanals einen Höhenunterschied von 61 Metern überwinden. Die verschiedenen Wasserstände machen die Strecke fahrtechnisch kompliziert.[3] Damit es nicht zu erheblichen Verzögerungen kommt wurden zwei Abstiegsbauwerke errichtet. Die Schleuse in Esterholz bei Uelzen überbrückt 23 Meter und das Schiffshebewerk in Scharnebeck die restlichen 38 Meter. Ohne die Schleuse und das Hebewerk könnten die Schiffe die Strecke nur mit großen Verzögerungen befahren. Insgesamt werden jährlich 21.000 Schiffe flussaufwärts und -abwärts mit Hilfe des Hebewerkes geleitet.[4]

Statt eines Hebewerkes, hätte an dieser Stelle auch eine üblichere Schleuse gebaut werden können. Das in den 1970er Jahren erwartete und letztendlich eingetretene hohe Verkehrsaufkommen auf dem Elbe-Seitenkanal führte jedoch dazu, dass ein Hebewerk eine deutlich bessere Lösung war. Schiffe können dadurch in kürzer Zeit eine größere Höhe überwinden als mit Hilfe einer Schleuse. Die Dauer der Einfahrt und das Schließen der Tore unterscheidet sich nicht vom Schleusenvorgang. Der Hebe- und Senkvorgang dauert jedoch nur zwei bis drei Minuten.[5]

Technischer Vorgang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schiffshebewerk Lüneburg arbeitet als Doppelhebewerk. Das bedeutet, dass mit zwei Trögen gearbeitet wird, die unabhängig voneinander fahren können.[6] Diese werden von einem zentralen Steuerstand aus vollautomatisch bedient.[7] Zwei Tröge mit einer nutzbaren Länge von 100 Metern, einer Breite von 11,80 Metern und einer Wassertiefe von 3,40 Metern heben und senken die Schiffe um einen Höhenunterschied von 38 Metern. Ihr Gewicht beträgt mit oder ohne Schiff 6ooo Tonnen. Wenn die Schiffe ein- und ausfahren, verdrängen sie die Menge an Wasser, die sie selber wiegen.[8] Angetrieben werden die Tröge durch vier Elektromotoren. An 480 Stahlseilen hängen 224 Betonschreiben, die als Gegengewichte dienen, damit Energie gespart werden kann.[9] Das Einzelgewicht einer dieser Betonscheiben beträgt in etwa 26,7 Tonnen.[10] Damit die beim Heben und Senken der Schiffe entstehenden Differenzkräfte aus der veränderten Seillänge ausgeglichen werden, helfen Seilausgleichsgewichtketten, die unter den Gegengewichten und dem Stützrahmen angebracht sind. Mit Hilfe dieser Technik kann gewährleistet werden, dass sich der Trog und die Gegengewichte in jeder Situation im Gleichgewicht befinden.

Kosten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kosten für den gesamten Bau des Elbe-Seitenkanals betrugen 1,7 Milliarden DM. Die Baukosten des Schiffshebewerkes Lüneburg betrugen 152 Millionen DM.[11]
Nach der Nachrüstung erhöhten sich die Kosten auf 190 Millionen DM.[12]

Touristenattraktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schiffshebewerk Lüneburg begeistert jährlich hunderttausende Besucher*innen. Beinahe das gesamte Gelände ist frei zugänglich, sodass die Schiffe rund um die Uhr bei ihrer Durchfahrt von fast jedem Winkel aus beobachtet werden können. Zusätzlich bieten zwei Besucher*innenplattformen, die ganzjährig und kostenlos geöffnet sind, die Möglichkeit den technischen Vorgang genauestens mitzuverfolgen. Von den Plattformen aus können die mächtigen Trogwannen unter den Kanalbrücken bestaunt oder die Ein- und Ausfahrt der Schiffe vom Oberwasser aus mitverfolgt werden. Nicht nur tagsüber, sondern auch bei Dämmerung oder Nacht bietet dieser Ort mit seinem Lichtermeer ein tolles Erlebnis.[13]

Außerdem haben Besucher*innen die Möglichkeit, die nebenstehende Ausstellungshalle täglich vom 01. April bis zum 15. Oktober von 10 Uhr bis 18 Uhr zu besuchen. In dieser lassen sich beispielsweise Anker, Ruder und weitere Ausstellungstücke der Schiffstechnik finden. Zusätzlich dazu besteht die Möglichkeit, sich ein Modell des Schiffshebewerkes Scharnebeck anzusehen und somit Details wahrzunehmen, die am Original mit bloßem Auge nicht zu erkennen wären. Es werden außerdem auch informative Führungen angeboten, bei denen die Geschichte und Technik des Hebewerkes erklärt werden. Besucher*innen, die den Hebe- und Senkvorgang eines Schiffes hautnah miterleben möchten, können dies mit einer Schifffahrt durch das Hebewerk tun. Insgesamt sollte eine Zeit von ein bis zwei Stunden eingeplant werden, damit das Freizeitangebot ausgenutzt werden kann.[14]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tröge des Schiffshebewerkes bieten Platz für Schiffe mit einer Länge von maximal 100 Metern. Problematisch dabei ist, dass moderne Tank- und Frachtschiffe diese Länge um etwa zehn Metern überschreiten. Auch für Schubverbände, die eine Länge von 185 Metern aufweisen, reicht die Nutzfläche von 100 Metern der Tröge nicht aus.[15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literaturverzeichnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis Lüneburg/ Red.: Makowski, Henry; Michael Wieske (Hrsg. In Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung) (1992): Der Landkreis Lüneburg. 2. Auflage. Verlag Kommunikation und Wirtschaft. Oldenburg

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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