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Pilzliebe.

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Das Projekt pilzliebe. war ein studentisches Start-Up, das einen Beitrag zur regionalen, klimapositven, urbanen Landwirtschaft geleistet hat und sich am Cradle-to-Cradle-Prinzip orientierte. In Kooperation mit diversen Lüneburger Cafés wurde im Museum Zukunft Kaffeesatz upgecycelt, indem er als Substrat für die Zucht von Speisepilzen verwendet wurde. Anschließend wurden die Pilze an die lokale Gastronomie verkauft. Neben der Pilzzucht wurde Bildungsarbeit geleistet, um das Potential von Pilzen und Myzel-Biomaterial zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung aufzuzeigen. 2019 ist das Projekt aus der Lüneburger Cradle to Cradle Regionalgruppe heraus von Johanna Liebmann und Caroline Gebert gegründet worden, die dort ehrenamtlich aktiv sind. Im Frühjahr 2020 folgte die Gründung einer GbR und eine Crowdfunding Kampagne auf der Plattform Startnext, die den Projektstart ermöglichte. Das Projekt ist abgeschlossen und wurde im März 2021 an eine nachfolgende Gruppe abgegeben, die das Projekt unter neuem Namen weiterführt.

Urbane Pilzzucht: Das Konzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Pilzarten sind in der Lage, Kaffeesatz zu verstoffwechseln und auf dessen Grundlage Fruchtkörper zu bilden. Liebmann und Gebert schlossen lose Kooperationen mit diversen Lüneburger Cafés, bspw. dem Bell & Beans, dem Chandlers, dem Zeitgeist und vielen weiteren, bei denen der frische Kaffeesatz des jeweiligen Tages abgeholt wurde. Der vermeintliche Abfallstoff wird als Basis bzw. Rohstoff für die Pilzzucht im Museum Zukunft verwendet: der Kaffeesatz wird mit Myzel versetzt, das von PilzWald bezogen wurde. Das Myzel ist der eigentliche Pilz: den Fruchtkörper, der bei vielen Arten zum Verzehr geeignet ist, ist "nur" das Reproduktionsorgan, in dem sich die Sporen bilden. Der Fruchtkörper verhält sich zum Myzel vergleichsweise wie ein Apfel zum Apfelbaum. Das Myzel ist ein unterirdisches Geflecht, das weiterhin den Informations- und Stoffaustausch in Ökosystemen ermöglicht.

Die Pilzzucht lässt sich in zwei Phasen unterteilen: In der ersten Myzelphase, die circa 2-3 Wochen dauert, durchwächst der Pilz das Substrat, in diesem Fall den Kaffeesatz. Darauf folgt die Fruchtungsphase, in der sich die Fruchtkörper bilden. Da Pilze - als eigenes Reich innerhalb der Lebewesen - nicht wie Pflanzen Photosynthese betreiben, sind sie nicht auf Sonnenlicht angewiesen. Das ermöglicht die Bereitstellung von Lebensmitteln in der Stadt. In Innenräumen und sogar in Kellern kann ungenutzte Fläche verwendet werden, sogar vertikal, ohne landwirtschaftliche Nutzungsfläche zu verbrauchen.

Weiterhin experimentierte pilzliebe. mit Biertreber von der Sommerbecker Dachsbrauerei als Substrat. Die Pilzarten, die gezüchtet wurden, sind Rosenseitlinge, Zitronenseitlinge und Austernpilze. Diese wurden verkauft an die lokale Gastronomie, bspw. dem FRIEDAs am Wasserturm.


Bildungsarbeit bei pilzliebe.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der Pilzzucht leistete pilzliebe. Bildungsarbeit, indem das vielfältige Potential von Pilzen in Workshops und Bildungsveranstaltungen allen Interessierten nähergebracht wird. Motivation hinter der Bildungsarbeit ist das Teilen von lösungsorientiertem Wissen. Nicht nur nachhaltigkeitsbezogene Probleme wurden kommuniziert, sondern konkrete Lösungen werden am Beispiel von Pilzen und Myzel aufgezeigt.

pilzliebe beim JANUN Science Slam.

2020 präsentierten Liebmann und Gebert Wissenswertes zur Thematik beim JANUN Food Science Slam an der Leuphana Universität Lüneburg, waren Programmpunkt bei der Konferenz zur urbanen Landwirtschaft an der Leuphana und besuchten Schulen in der Region. Weiterhin engagierten sie sich auf dem Cradle to Cradle Kongress 2020 in Berlin und wurden zu Interviews, Radio- und Podcastaufnahemn eingeladen. Eigenorganisierte Workshops zur DIY-Pilzzucht oder zum Kombucha-Brauen stießen auf reges Interesse. Die Bildungsarbeit wurde durch die Corona-Pandemie eingeschränkt, jedoch auf digitalem Wege fortgeführt. So wird regelmäßig auf Instagram im sogenannten Mushroom-Monday-Quiz Wissen und Fakten aus dem Reich der Pilze präsentiert. Auch wurden Workshop-Formate so angepasst, dass sie mit Hygiene-Maßnahmen vereinbart wurden.

Als Biomaterial ist Myzel nämlich in diversen Anwendungsbereichen einsetzbar. Beispiele für die Nutzung von Myzel ist als Dämmmaterial, Styropor, Leder oder Schuhsohlen. Es zeigt eine Reihe an ökologischen Vorteilen gegenüber üblichen Materialien:

  • Dämmmaterial: In der Baubranche fallen generell viele schädliche Abfälle an, so auch Dämmmaterial. Selbst sogenannte ökologische Alternativen aus Pflanzenfasern werden oft mit Chemie behandelt, unter hohem Energieaufwand zusammengepresst und haben lange Transportwege hinter sich. Dämmstoff aus Myzel hat sehr gute Eigenschaften hinsichtlich Flammenresistenz, Wasserfestigkeit und Dämmfähigkeit. Da es biologisch abbaubar ist, wird es nicht zu Müll. Weiterhin wächst es mit geringem Energieaufwand und kann auf vielen agrarischen Abfällen angebaut werden.
  • Styropor: Styropor bzw. Polystyrol wird für Verpackungen verwendet, weil es sehr leicht ist und zerbrechliche Gegenstände schützen kann. Es wird aus der endlichen Ressource Erdöl hergestellt und braucht viele Jahre um sich abzubauen. Verpackungen aus Myzel hingegen sind in kurzer Zeit biologisch abbaubar und richtet in der Umwelt keinen Schaden an. Es handelt sich um einen schnell nachwachsenden Rohstoff, der auf Abfällen der Agrarindustrie innerhalb von 9 Tagen wachsen kann.
  • Leder: Leder ist aus vielen Perspektiven als problematisch zu betrachten. Bei der Viehzucht wird Methan freigesetzt und viel Futtermittel sowie Wasser verbraucht. Für das Gerben von Leder werden toxische Stoffe wie Chrom verwendet, die für Menschen und die Umwelt schädlich sind. Weiterhin ist es aus einer tierethischen Perspektive kritisch zu reflektieren. Pilzleder hingegen ist biologisch abbaubar und wächst innerhalb von zwei Wochen anstelle vieler Jahre, die eine ineffiziente "normale" Lederproduktion benötigt. Es kommt ohne toxische Zusatzstoffe aus und bindet Kohlenstoffdioxid. Auch gestalterisch ist es überlegen, da es in beliegigen Größen, Formen und Texturen wachsen kann, während die Eigenschaften und der Tragekomfort vergleichbar mit Kuhleder sind.

Das Cradle to Cradle Prinzip als Vorbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

pilzliebe. folgte der Denkschule und dem Designkonzept von Cradle to Cradle.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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