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Niedersächsische Elbtalaue

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Lage des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe

Das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue ist eines der vier Biosphärenreservate, welches seit 1997 zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe gehört. Es zählt zu den größten naturnahen Flusslandschaften Deutschlands und erstreckt sich über fünf Bundesländer - von Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern bis nach Schleswig-Holstein. Das Biosphärenreservat umfasst eine Größe von 56.762 ha und reicht von Schnackenburg (Elbe-Kilometer 472,5) bis Lauenburg/Elbe (Elbe-Kilometer 569).


Logo des Biosphärenreservats

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1997 erhielt das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe seine internationale Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat. Folgend entstand 1998 im Elbtal ein Nationalpark, dessen Einrichtung 1999 jedoch für nichtig erklärt wurde. An Stelle dessen wurde im selben Jahr, auf Grundlage des Bundesnaturschutzgesetzes, ein Biosphärenreservat eingerichtet. Nach Klärung der fachlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen entwickelte das Niedersächsische Ministerium für Umwelt und Klimaschutz ein Konzept für den inneren Aufbau und die innere Gliederung des Gebiets. 2002 wurde das Gesetz über das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue einstimmig verabschiedet und trat in Kraft. Der Bioreservatsplan wurde 2009 fertiggestellt und stellt eine wichtige Grundlage für Gebietsentwicklung und ansässige Behörden dar.

Rechtliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 2002 erlassene „Gesetz über das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue“ regelt die wichtigsten Grundlagen fürs Reservat und verfolgt dabei das Ziel, Mensch und Natur zu vereinen, wobei letzteres unterstützt und gefördert werden soll. Weiter wird sich auf das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) bezogen, welches allgemeine Vorgaben zu Naturschutz und Landschaftspflege gibt. Ergänzt wird dieses durch das Niedersächsische Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (NAGBNaSchG). In einigen Teilen greift die EU-Vogelschutzrichtlinie, da diese zum Europäischen Vogelschutzgebiet gehören. Weitere Grundlagen sind die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-R) und das UNESCO-Programm „Man and the Biosphere“ (MAB).



Information und Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Informationszentrum Biosphaerium Elbtalaue im Schloss Bleckede

Ein Biosphärenreservat soll als Schnittstelle zwischen Mensch und Natur Möglichkeiten zur Umweltbildung bieten. Das Informationszentrum Biosphaerium Elbtalaue im Schloss Bleckede und weitere Informationshäuser, -stellen und -tafeln stehen Besuchern zur Verfügung, um diesem Informations- und Bildungsauftrag nachzukommen. Neben einer Vielzahl an Angeboten für die Erwachsenenbildung wird auch das Ziel verfolgt, Kindern nachhaltiges Denken zu vermitteln. So bietet beispielsweise die Grundschule Hitzacker die Junior-Ranger-AG an, in der die Schüler viel Zeit in der Natur verbringen, um spielerisch mehr über sie und ihren Schutz zu lernen. Auch als Besucher oder über die Website ist es möglich, als Junior-Ranger die Biosphärenreservate zu entdecken. 2010 entwickelten Schüler im Rahmen des Projektes „NaviNatur“ GPS-Bildungsrouten, welche künftigen Besuchern zur Verfügung stand. Das Projekt endete mit einem Schüleraustausch mit dem Biosphärenreservat Donaudelta in Rumänien.

Neben den Informationsmöglichkeiten im Biosphärenreservat selbst, steht die offizielle Internetseite zur Verfügung, welche, unter anderem durch Broschüren und Themenblätter, eine reichhaltige Quelle für Informationen rund um die Elbtalaue bietet.



Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da das Biosphärenreservat eine Schnittstelle zwischen Mensch und zu schützender Natur darstellt, ist ein naturverträglicher Tourismus essenziell. Die Biosphärenreservatsverwaltung setzt dabei auf Konzepte, die Angeln, Baden, Reiten, Wandern und Schiffstouren ermöglichen, ohne die Natur stark zu belasten. Mit ihrem Artenreichtum ist die Flusslandschaft mit den Elbauen ein lohnendes Ziel für Naturinteressierte. Besonders gut lassen sich die Elbtalauen vom Wasser aus entdecken. Flussfahrten starten unter anderem von Bleckede. Die überwiegend flache Naturlandschaft ist auch ideal für ausgedehnte Fahrrad- oder Wandertouren.[1]

Kulturlandschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erst ab dem 13. Jahrhundert wurde die Naturlandschaft kultiviert, als die Menschen ihre Siedlungen und Felder mit Deichen schützten. Durch die vollständige Eindeichung seit dem 16. Jahrhundert war die Talaue vor Überschwemmungen geschützt und bot eine sichere Fläche für Ansiedlung und Landwirtschaft. Einige Merkmale dieser Nutzung sind bis heute erhalten geblieben, wie beispielsweise Marschhufendörfer wie Radegast und Brackede.

Heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute wird die Landschaft hauptsächlich land- und forstwirtschaftlich genutzt, wobei Acker, Grünland und Wald einen ähnlichen Flächenanteil einnehmen. Für den Wasserabfluss existiert ein ausgedehntes Grabensystem, welches teilweise alten Flutrinnen und Altarmen der Elbe folgt. Das Biosphärenreservat ist mit 35 Einwohnern pro Quadratkilometer dünn besiedelt und weist eine eher dörfliche Siedlungsstruktur auf. Trotzdem ist durch Straßen, Wirtschaftswege und Fähren eine gute Erreichbarkeit gesichert.

Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landwirtschaft ist wichtiger Bestandteil des Biosphärenreservats und nimmt etwa zwei Drittel der Fläche dessen in Anspruch. Die Flächen für den Ackerbau liegen großteils in den eingedeichten Marschen und werden hauptsächlich mit Wintergetreide und Winterraps bestellt. In den letzten Jahren wird zunehmend Mais angebaut, da dieser über eine hohe Biomasse verfügt und sich damit hervorragend als Energiepflanze zur Erzeugung von Biogas nutzen lässt. Da rund zehn Prozent der Flächen zum Überschwemmungsgebiet der Elbe gehören oder an grundwassernahen Standorten liegen, können diese nur als Grünland und weniger intensiv bewirtschaftet werden. In den letzten Jahren stieg der Anteil der ökologisch arbeitenden Betriebe als Alternative zur konventionellen Landwirtschaft auf 6 %, womit er sich mehr als vervierfacht hat. Da das Biosphärenreservat eine naturschutzgerechte Bewirtschaftung anstrebt, werden ansässigen Landwirten Ausgleichszahlungen angeboten, wenn sie die auentypische Pflanzenvielfalt erhalten oder Gastvögel dulden, die die Feldfrüchte als Nahrung verwenden.



Flora und Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elbe in Lüchow-Dannenberg

Flora[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Elbtalaue bietet durch ihre Vielfalt von Landschaftselementen eine artenreiche Flora. Etwa 400 der 1300 im Biosphärenreservat nachgewiesenen Pflanzenarten, stehen auf der Roten Liste Niedersachsen. Unterschiedliche Klima- und Bodenbedingungen auf kleinem Raum ermöglichen die Besiedelung von Pflanzen mit unterschiedlichen ökologischen Ansprüchen. Auch eingeschleppte Arten, wie das aus Nordamerika stammende Große Büchsenkraut, konnten dadurch Fuß fassen und sich verbreiten.

Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vögel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Weißstorch, der das Wappen des Biosphärenreservats ziert, ist nur eine von rund 150 Vogelarten, welche in der Elbtalaue beheimatet sind. Mit über 100 Storchenpaaren ist die Brutdichte wesentlich höher als im Landesdurchschnitt, sodass etwa jeder dritte Weißstorch Niedersachsens von hier stammt. Grund für die erfolgreiche Brut ist vor allem das reichhaltige Nahrungsangebot sowie auch die Menge an künstlich geschaffenen Nistplätzen. Rückläufig ist hingegen die Anzahl an Wiesenvögeln, wozu der Große Bachvogel, der Rotschenkel, die Bekassine und der Wachtelkönig gehören. Verantwortlich dafür ist vor allem der agrarstrukturelle Wandel in den letzten Jahrzehnten, welcher unter anderem zur Entwässerung der Flächen führt. Ein weiterer Grund für die schrumpfende Population ist der Verlust durch Beutegreifer. Um einen weiteren Rückgang zu verhindern, setzt sich die Verwaltung seit vielen Jahren mit Schutzprojekten ein.

Von internationaler Bedeutung ist die Elbtalaue für Zugvögel, welche im Winterhalbjahr hier rasten. Zwischen 2010 und 2020 waren bis zu 60.00 Blassgänse und 40.000 Saatgänse zeitgleich im Elbtal zu finden.

Säugetiere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Elbtalaue bietet einer Vielzahl von Säugetieren eine Heimat, darunter fällt ein hoher Bestand von Schwarz- und Schalenwild. Auch seltenere Arten wie der Wolf sind dort zu finden, obwohl Hinweise zur Reproduktion bisher fehlen. Nutztierrisse gab es im Elbtal bisher nur vereinzelt.

Der Elbe-Biber ist mittlerweile fester Bestandteil der Elbtalaue. Zwar galt er hier 1819 als ausgestorben, doch eine kleine Population überlebte an der Mittleren Elbe bei Dessau. Dank strenger Schutzmaßnahmen konnten sich die Bestände erholen und an der Elbe und ihren Nebenflüssen verbreiten. Trotz Bestandsschwankungen, beispielsweise aufgrund von Totalverlust des Nachwuchses durch Hochwasser, ist der Bestand mit aktuell ca. 400 Tieren insgesamt stabil und fest etabliert.

Neben den heimischen Arten haben sich auch invasive Arten in der Elbtalaue angesiedelt. Dazu gehört der Waschbär, welcher mittlerweile stark bejagt wird, um den Bestand unter Kontrolle zu halten. Die Biosphärenreservatsverwaltung erhofft sich dadurch eine Verringerung des Prädationsdrucks auf Wiesenvögel und Höhlenbrüter, welche die bevorzugte Beute des Waschbären darstellen. Weitere invasive Arten sind der Marderhund, die Nutria und der Amerikanische Nerz (Mink). Letzterer hat trotz aller jagdlichen Maßnahmen den einheimischen Europäischen Nerz fast vollständig verdrängt.

Amphibien und Reptilien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Biosphärenreservat leben 12 der 16 in Niedersachsen nachgewiesenen Amphibienarten. Dazu zählen die Erdkröte, der Grasfrosch, der Teichmolch sowie gefährdete Arten wie die Rotbauchunke, der Laub- und der Moorfrosch und der Kammermolch.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Homepage

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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