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Nationalsozialismus in Lüneburg

Aus Lünepedia

Die Herrschaft der Nationalsozialisten von 1933 bis 1945 hatte schwerwiegende Folgen für Lüneburg. Viele jüdische Bürger*innen, körperlich oder geistig eingeschränkte Menschen, politische Gegner und andere Personengruppen, die auf Grund der nationalsozialistischen Ideologie verfolgt wurden, unterlagen den Verbrechen. Als Hauptstadt des Gau Ost-Hannovers war Lüneburg von regionaler Relevanz. Durch den Bergen-Belsen-Prozess und den Selbstmord Heinrich Himmlers gewann Lüneburg auch an überregionaler Bedeutung.

Eine Übersicht der zentralen Ereignisse während der Herrschaft der Nationalsozialisten in Lüneburg

Folgen der Machtübernahme Hitlers für Lüneburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stempel aus der Zeit des Dritten Reichs
Stempel Drittes Reich 2.png

Hitler hielt erstmals in Lüneburg 1932 eine Rede. Er sprach auf dem MTV-Platz vor ca. 20.000 Zuschauer*innen. Eine Chronik Lüneburgs aus dem Jahr 1933 beschreibt die Rede Hitlers als durchweg positiv. Sie wird mit einer Botschaft der Freude beschrieben, die eine Liebe zum deutschen Vaterland ausstrahlt. Ebenso wurden die politischen Gegner Hitlers, wie die Kommunisten und Sozialdemokraten, diffamiert. Die Rede Hitlers wurde bejubelt.[1] Als Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde und mit der NSDAP die Macht übernahm, fand in Lüneburg in Begleitung von 800 Stahlhelmern, Soldaten eines Wehrverbands zur Zeit der Weimarer Republik und SA-Männern ein Fackelzug statt. Allerdings gab es in Lüneburg auch Widerstand: bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 erreichte die NSDAP in Lüneburg lediglich 43,8% der Stimmen. Doch einen Tag später, am 6. März 1993, wurde das Rathaus von SA-Männern und Stahlmännern übernommen und die Schwarz-Weiß-Rote Reichsflagge gehisst. Die vorerst letzten demokratischen Wahlen in Lüneburg fanden am 12. März 1933 statt. Die NSDAP erhielt 14 Mandate, doch sie erhielten 6828 Stimmen und verloren somit 1630 Stimmen im Vergleich zu den letzten Wahlen. Allerdings konnte die „Kampffront Schwarz-Weiß-Rot“ einen Zuwachs von 2485 und 3182 Stimmen verbuchen. Die Partei verfolgte das Ziel, die reichsbürgerlichen Parteien zu einer energischen Verfahrensweise gegen die Linken anzustiften. Sie entwickelte sich zu einer Tarnorganisation der NSDAP.[2] Der Machtübernahme folgten Berufsverbote für jene, welche mit den Werten der NSDAP nicht übereinstimmten oder sich negativ über diese äußerten. Somit unterlag Lüneburg, wie ganz Deutschland, der Gleichschaltung der Nationalsozialisten, also dem Auflösen von bestehenden Organisationen und das Ersetzen dieser durch Organisationen, die der NSDAP uneingeschränkt folgen. Beispielsweise wurde der Leiter der KDP-Kindergruppe, Franz Keding, verhaftet und in ein Konzentrationslager gesteckt, weil er den Hitlergruß verweigerte. Am 2. Mai 1933 wurden im Zuge der „Zerschlagung der freien Gewerkschaften", alle Häuser der Gewerkschaften, also Bürogebäude, Bankgebäude und Zeitungshäuser, in Deutschland von den Nationalsozialisten besetzt. Leitende Beamte wurden ins Gefängnis gesperrt und später in Konzentrationslager gebracht.[3] [4]

Lüneburg als Hauptstadt des Reichsgaues Ost-Hannover[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gaue des Deutschen Reiches (Gau Ost-Hannover befindet sich links oben)
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Standorte der Gauleitung

Ein Reichsgau war zur Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 ein staatlicher Verwaltungsbezirk. Die Gebietseinheiten fungierten als organisatorische Ebene zwischen Ortsgruppe und Reichsleitung. 1939 gab es im Deutschen Reich 41 Gaue, die alle sowohl eine Hauptstadt als auch einen Gauleiter besaßen. Zu den Aufgaben zählten neben Verwaltungstätigkeiten, zunächst die Mobilisierung der Bevölkerung durch Propaganda und das Koordinieren von Wahlkämpfen. Die Gauleiter waren fast ausnahmslos langjährige Mitglieder des NSDAP und waren Adolf Hitler direkt unterstellt. Bis zum Kriegsende gewannen die Gauleiter und die Gauverwaltung immer mehr an Macht und galten als maßgebliche regionale Machtträger des NS-Regimes.[5]

Nachdem Harburg, die ehemalige Hauptstadt des Ost-Hannover Gaus, auf Grund einer Gebietsreform an Groß-Hamburg angeschlossen wurde, benötigte der Gau eine neue Hauptstadt. Am 1. April 1937 wurde Lüneburg zu dieser ernannt. Der Gauleiter Otto Telschow verlegte seinen Sitz von Harburg bis nach Lüneburg. Die Gauleitung befand sich zunächst Am Sande, heute befindet sich dort die Commerzbank Lüneburg. Später disponierte Telschow die Gauleitung in die Villa der Schießgrabenstraße 8 um. Das Haus war durch einen Tunnel mit dem Telschow-Bunker verbunden. Heute befindet sich in diesem Gebäude der Sitz des Schulrates.[6]

Otto Telschow verstarb am 31. Mai 1945 im Lüneburger Krankenhaus an den Folgen eines Selbstmordversuchs.[7]

Die Novemberpogrome 1938 in Lüneburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ereignisse der Reichspogromnacht in Lüneburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 9. November 1938 trafen sich Nationalsozialisten, auch im Lüneburger Schützenhaus, um am jährlichen Gedenktag an die „Märtyrer der Bewegung“ 1923 zu gedenken. Doch an diesem Tag verstarb der deutsche Diplomat Ernst Eduard vom Rath in Paris an den Folgen eines Attentats. Infolgedessen und nach Absprache mit Adolf Hitler hielt Propagandaminister Joseph Goebbels um 22 Uhr eine Rede in München, in der er bekannt gab, dass judenfeindliches Vorgehen zwar zu erwarten sei, aber nicht direkt von der Partei geplant werden solle. Allerdings solle die Partei auch nicht intervenieren, sofern diese spontan entständen. Inoffiziell diente dies den Anwesenden als Aufforderung für Angriffe auf die jüdische Bevölkerung und deren Eigentum. Die Propagandalüge des sich entladenden "Volkszorns" konnte 2023 mittels Archivarbeit auch für Lüneburg entlarvt werden.[8]

Nach Aussagen der Sekretärin von Otto Telschow, war der Gauleiter des Gaus Ost-Hannovers, dessen Hauptstadt Lüneburg ist, nicht in München. Laut weiteren Überlieferungen haben anwesende Partei- und SA-Führer nach der Rede reichsweit kommuniziert, die Pogrome durchzuführen.

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Gebäude in jüdischem Eigentum und Marktplatz

Die Nachricht verbreitete sich auch in Lüneburg. Noch am selben Abend randalierten Nationalsozialisten die beiden Geschäfte unter jüdischem Eigentum in Lüneburg: das Warenhaus „Gubi“, das sich am Markt Ecke Bäckerstraße befand und das sich in der Nähe befindende Schuh- und Kleidungsgeschäft „Schickler“ in der Bardowickerstraße. Unter lautstarkem Grölen wurden Fenster zerschlagen, Waren auf die Straße geschmissen und vereinzelt Eigentum in Brand gesetzt. Das jüdische Ehepaar Schickler floh mit ihrer jungen Tochter und schrie um Hilfe, bis die Nachbarn das Feuer löschten. Die Nationalsozialisten zogen weiter und verwüsteten auch das Zuhause anderer Juden und Jüdinnen. Auf dem Marktplatz gab es eine gesammelte Menge an Partei- und SA-Mitgliedern, die anscheinend unter Alkoholeinfluss standen und gewaltbereit waren. Ebenso wurde der Friedhof der jüdischen Gemeinde verwüstet. Es ist ungewiss, ob auch die Synagoge angegriffen wurde. Einigen Berichten der Zeitzeugen zufolge, habe eine Gruppe von Parteimitgliedern versucht, das Gebäude von innen anzuzünden. Ob es tatsächlich Randale an der Synagoge gab, ist umstritten, denn der geplante Abriss hat schon vor der Reichspogromnacht begonnen. Bei der in Lüneburg lebenden jüdischen Gemeinde herrschte große Angst.

An dem Tag nach den Gewalttaten, wurden elf jüdische Männer in Lüneburg festgenommen und zunächst in das Gefängnis des Landgerichts gesperrt. Zehn von ihnen wurden von der geheimen Staatspolizei in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Die Haft im KZ war geprägt von Brutalität und Misshandlungen mit der Intention, dass die Juden und Jüdinnen ihr Eigentum nach der Freilassung sofort verkaufen. Einige der inhaftierten Lüneburger Juden und Jüdinnen wurden nach Tagen, andere nach mehreren Wochen oder Monaten entlassen. Das zwangsmäßige Verkaufen von jüdischem Eigentum an Deutsche wird „Arisierung" genannt.

Namenhafte Akteure in Lüneburg waren zum einen der damalige Oberbürgermeister Wilhelm Wetzel, welcher der Polizei befiel, bei womöglichen Attacken auf jüdische Bürger*innen und ihr Eigentum nicht einzuschreiten. Er habe als einer der ersten Nationalsozialisten in Lüneburg von den Pogromen gewusst und bewirkte, dass Juden und Jüdinnen schutz- und hilflos waren. Ebenso waren zwei weitere hohe NS-Bedienstete beteilig, zum einen Kreisleiter Adolf Heincke und zum anderen Gauschrifttumsbeauftragter Wilhelm Marquardt. Sie sind anscheinend telefonisch über die Ausschreitungen informiert gewesen. Wilhelm Marquardt gilt als Leiter der Pogromnacht in Lüneburg.[9]

Die Folgen der Reichspogromnacht in Lüneburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge steht heute eine Gedenkstätte

Nach den öffentlichen Angriffen auf die jüdische Bevölkerung, folgte eine subtile Eliminierung der Juden und Jüdinnen. Sie hatten keine andere Möglichkeit, als die Entnahme ihres Eigentums zu akzeptieren. Kombiniert mit der „Judenvermögensabgabe“, einer Sonderabgabe für jüdische Bürger*innen, als auch mit der „Reichsfluchtsteuer", war es für einen Großteil der jüdischen Bevölkerung nicht möglich, durch eigene finanzielle Möglichkeiten zu fliehen. Bis zum Jahr 1941 wurde auch das letzte Vermögen und die Konten der jüdischen Bürger*innen entzogen. Ein Jahr zuvor wurde nahezu das gesamte jüdische Eigentum durch zwanghaften Verkauf in arischen Besitz überführt. Die „Arisierung" war in vollem Gang.

Zuvor wurde im Jahr 1938 die Synagoge in Lüneburg abgerissen, da es in Lüneburg kaum Juden und Jüdinnen mehr gab. Die Stadt Lüneburg baute in den folgenden Jahren ein Kinderspielplatz auf dem Gelände. Heute befindet sich dort eine Gedenkstätte.

Zu Kriegsbeginn lebten lediglich 16 Juden und Jüdinnen in Lüneburg. Bis 1941 konnten nur Einzelne fliehen. Die Verbliebenen mussten zunächst in sehr kleine Wohnungen zu menschenunwürdigen Umständen leben. Der Großteil von ihnen wurde deportiert und starb in Ghettos oder Vernichtungslagern. Ausschließlich zwei jüdische Lüneburger überlebten die Herrschaft der Nationalsozialisten. Sie lebten beide in sogenannten „Mischehen“, also in einer Ehe mit einem arischen Partner.[10]

Eine Quelle zur „Reichskristallnacht“ aus Lüneburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff „Reichskristallnacht“ ist vermutlich spontan in Berlin entstanden und wurde wohl nicht von der NSDAP eingeführt, da man in der Bevölkerung wahrscheinlich erkannt hätte, dass die Angriffe nicht vom Volk ausgingen, sondern gezielt durch die Nationalsozialisten gesteuert waren. Die einzig bekannte Quelle für die Benutzung der Bezeichnung „Reichskristallnacht“ wurde in Lüneburg gefunden. Diese spricht dafür, dass der Begriff bereits während der Herrschaft der Nationalsozialisten bekannt war. Es handelt sich um eine Tonaufnahme einer Rede vom Ministerialdirektor des Reichsarbeitsministeriums Prof. Wilhelm Börger aus dem Juli 1939 auf dem Gautag in Lüneburg. In seiner Rede verwendete er den Begriff mehrmals.[11]

Verbrechen in der psychiatrischen Klinik Lüneburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gedenkstätte auf dem Gelände der psychiatrischen Klinik Lüneburg

Zur Zeit der Herrschaft der Nationalsozialisten wurden zwischen 1940 und 1945 Behinderte und psychisch kranke Menschen systematisch getötet. Für diese planmäßig durchgeführten Morde, zweckentfremdeten die Nationalsozialisten den Begriff „Euthanasie“. Von 1941 bis 1945 wurden ungefähr 1000 unschuldige Menschen mit psychischer Krankheit in der psychiatrischen Klink Lüneburg damals noch „Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg" ermordet. Um an die Opfer zu gedenken, steht auf dem Gelände der psychiatrischen Klinik Lüneburg eine Gedenkstätte.[12]

„Erwachseneneuthanasie“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tötungsanstalt in Hadamar

Im Rahmen der „T4-Aktion“ von 1940-1941, die im Zuge der „Erwachseneneuthanasie“ vollzogen wurde, vergaste man die Opfer in Tötungsanstalten. In Deutschland wurden sechs solcher Tötungsanstalten erbaut. Psychisch kranke und Behinderte wurden in Krankenhäusern und psychischen Kliniken gesammelt. Alle Patient*innen der Zentraldienststelle mussten von der betroffenen Klinik in Berlin gemeldet werden, in welcher Gutachter darüber entschieden, welche der Patient*innen ermordet werden. Der Transport der Verurteilten wurde durch die „Gemeinnützige Kranken-Transport-Gesellschaft“ durchgeführt.

Auch die Anstalt in Lüneburg war an der T4-Aktion beteiligt. Die Betroffenen in Lüneburg wurden in die Tötungsanstalten von Hadamar und Pirna-Sonnenstein gebracht. Der ärztliche Direktor Max Bräuner setzte sich besonders für den Transport der Patient*innen ein. Entsprechend verzeichnete die Lüneburger Klinik mit 481 Patient*innen die meisten Einlieferungen in die Tötungsanstalt nach Hadamar. Am 24. August 1941 tat Hitler den Stopp der Euthanasie kund. Die Opferzahl betrug bis zu jenem Tag 70.273 Menschen. Doch die Morde in den Heilanstalten wurden verdeckt fortgeführt. Durch Überdosen von Medikamenten, Nahrungsentzug und Vergiftungen wurden Patient*innen von Schwestern und Ärzten direkt in den Anstalten getötet.

Im Laufe der Erwachseneuthanasie wurden ca. 550 bis 600 Lüneburger Patient*innen ermordet.[13]

„Kindereuthanasie“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Deutschen Reich wurden 31 „Kinderfachabteilungen“ in psychiatrischen Anstalten für geistig und körperlich behinderte Kinder eingerichtet. Die „Kinderfachabteilung“ der Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg existierte von Oktober bis mindestens Herbst 1945. Das Alter der Patient*innen lag zwischen drei Monaten und 16 Jahren. Nachdem die Kinder eingewiesen wurden, beobachtete man sie zunächst. Es wurde nach dem Ursprung ihrer Krankheit gesucht. Die Kinder wurden dann in „bildungsfähig“ und „nichtbildungsfähig“ unterteilt. Die Gutachten über die Kinder wurden nach Berlin in den „Reichsausschuss“ gesendet, in dem entschieden wurde, ob die Tötung des Kindes „freigegeben“ war. Die „Kinderfachabteilung“ war nicht verpflichtet, der Tötung nachzugehen. Die Entscheidung lag bei den Führenden der Abteilung oder dem Direktor der Klinik. Wie die meisten Kliniken, beteiligte sich auch die Anstalt Lüneburg an der Tötung der Kinder. Diese wurden durch Luminal oder Morphium ermordet.

Über 400 Patientenakten von Kindern und Jugendlichen in dem Zeitraum von 1941 bis 1945 geben Auskunft darüber, was mit ihnen geschah. Die betroffenen Kinder in Lüneburg starben im Durchschnitt sechs Monate nach der Einweisung. Die „Kinderfachabteilung“ Lüneburg umfasste mindestens 695 Patienten, von denen 300 bis 350 Kinder ermordet wurden. 100 Weitere starben durch eine Mangelversorgung.[14]

Luftangriffe auf Lüneburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Lüneburg gab es während des Zweiten Weltkrieges insgesamt 19 Luftangriffe durch alliierte Bomber. Es wurden 43 Häuser komplett und viele weitere teilweise zerstört, 270 Wohnungen wurden unbewohnbar. Der Gesamtschaden entsprach einem Zerstörungsgrad von 2,6%.[15]

Liste der relevanten Luftangriffe in Lüneburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum des Angriffs getroffenes Gebiet Schäden Opfer
21. Juli 1940 Flugplatz Lüneburg, Stadtteil „Im Grimm" keine Angaben keine Verletzten
13. August 1941[16] Stadtteil „Im Grimm" verschiedene Häuser zerstört zwei Verletzte
2. April 1944[17] Bleckeder Straße und Lüner Weg 3 Wohnhäuser mehrere Tote
18. April 1944[18] Fliegerhorst vier Flugzeuge, das Maschinenhaus, der Bahnhof des Flugplatzes und ein Wohnhaus zerstört keine Verletzten
21. November 1944[19] Wohngebiet in der Goseburg keine Angaben keine Verletzen
3. Februar 1945[20] Güterbahnhof keine Angabe keine Verletzten
22. Februar 1945[21] Bahnhof Lüneburg und Umgebung, Splitterschutzgräben, Luftschussbunker Eisenbahnbrücke eingestürzt, Museum Lüneburg zerstört, Rangierbahnhof zerstört, eine Molkerei und eine Fabrik zerstört, mehrere Wohnhäuser beschädigt 350 Tote
07. April 1945[22] Bahnhof Lüneburg und Umgebung, Rotes Feld und Umgebung Güterbahnhof zerstört, eine Fabrik zerstört, das Wasserwerk zerstört, zwei Kriegshospitale zerstört mindestens 71 Tote

Der Luftangriff vom 07. April 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

13 Flugzeuge bombardierten am 07. April 1945 Lüneburg. Dabei wurden der Güterbahnhof, das Wasserwerk und die Fabrik „Wachsbleiche“ zerstört. Das Lehrseminar am Wilschenbrucher Weg, welches heute von der Leuphana Universität in Lüneburg genutzt wird und in dem sich ein Kriegsspital befand, wurde beschädigt. Ein weiteres Kriegsspital „Zur Hasenburg" an der Soltauer Straße sowie das Rote Feld wurden ebenfalls durch die Bomben beschädigt. Die meisten Bomben trafen das Bahnhofsgelände. Dort befand sich ein Zug mit Häftlingen des Konzentrationslagers bei Wilhelmhaven. Sie sollten nach Neugamme transportiert werden. Sie konnten den Wagon nicht verlassen und 71 Häftlinge starben durch den Luftangriff.[23]

Die Massenhinrichtung vom 11. April 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mahnmal im Tiergarten

Nach dem Angriff wurden 140 Gefangene weiter transportiert. Die restlichen Überlebenden wurden auf einem Feld gesammelt. Einige von ihnen wurden von SS-Männern und Wachen getötet, andere starben an den Folgen des menschenunwürdigen Transports und dem Angriff. Am 10. April 1945 brachten die Wachmänner die Leichen in ein Massengrab im Tiergarten. Viele Häftlinge waren bis zum Abend des nächsten Tages noch am Leben.

Einige von ihnen sind in die Stadt geflüchtet, woraufhin die Gestapo Lüneburg begann, diese zu jagen. Die „Lüneburger Zeitung“ forderte die zivile Bevölkerung und die nationalsozialistischen Leiter dazu auf, sich an der Jagd zu beteiligen und die Flüchtenden bei Notwendigkeit gefangen zu nehmen oder zu töten. Es ist unklar, ob die Lüneburger*innen sich daran beteiligt haben. Dennoch geht man davon aus, dass alle Häftlinge gefasst und ebenfalls auf das Feld gebracht wurden.

Am Abend des 11. April 1945 wurden alle noch lebenden Häftlinge ermordet. 60 bis 80 Menschen wurde an diesem Tag umgebracht. Ein Mahnmal im Tiergarten und ein originaler Reichsbahn-Waggon im Wandrahmpark erinnern an die Verbrechen und ihre Opfer.[24]

Der Bergen-Belsen-Prozess[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alte MTV-Halle in der Lindenstraße 30

Im Konzentrationslager Bergen-Belsen starben ca. 50.000 Menschen. Insgesamt saßen in dem Konzentrationslager 111.000 bis 120.000 Häftlinge. An den Verbrechen waren mindestens 480 Personen beteiligt, von denen sich lediglich 44 Männer und Frauen verantworten mussten. Die britische Militärjustiz leitete kurz nach Kriegsende die Untersuchungen gegen Kriegsverbrechen ein. Der Prozess lief vom 17. September 1945 bis zum 17. November 1945 in der MTV-Halle der Lindenstraße 30 in Lüneburg. Unter dem Namen „Belsen Trial“ wurde der Prozess von nationalen und internationalen Medien verfolgt und über die Verbrechen im Konzentrationslager aufgeklärt.[25]

Selbstmord Heinrich Himmlers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Leiche Heinrich Himmlers nach seinem Selbstmord

Heinrich Himmler war unter anderem Reichsführer der Staatspolizei, Reichsinnenminister und Befehlshaber des Ersatzheers. Dies machte ihn während des Zweiten Weltkrieges zur zweitmächtigsten Führungskraft des Deutschen Reiches, nach Adolf Hitler.[26]

Über die Gefangenschaft Himmlers existieren kaum Quellen. Es wird berichtet, dass er ab dem 11. Mai 1945, drei Tage nach der Kapitulation der Wehrmacht, mit zwei Begleitern flüchtete. Am 21. Mai wurden sie in der Nähe von Meinstedt festgenommen und im Verlauf von zwei Tagen in britische Gefangenschaft nach Lüneburg transportiert[27]. Er wurde in dem Gebäude der Uelzener Straße 31a gefangen gehalten. Im Erkerzimmer des Gebäudes war der Verhörraum des Security Force Headquarters of the British Army of Occupation, in denen jene verhört wurden, die verdächtigt wurden, in der britischen Besatzungszone Kriegsverbrechen begangen zu haben. Himmler biss während des Verhörs in eine versteckte Zyankalikapsel und starb noch vor Ort an den Folgen. Er wurde an einem unbekannten Ort in Lüneburg begraben.[28]

Übersicht der Gedenk- und Mahnmäler bezüglich des Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Gedenkstätten an die Verbrechen des Nationalsozialismus in Lüneburg[29]

Neben den bekannten Mahn- und Denkmälern in Lüneburg, wie die Stolpersteine, dem Mahnmal im Tiergarten, der Gedenkstätte an der psychiatrischen Klinik, dem Mahnmal in der Lindenstraße 31 und der Gedenkstätte bei der ehemaligen Synagoge, gibt es in Lüneburg weitere unbekannte Gedenk- und Mahnmäler, die an die Verbrechen der Nationalsozialisten und ihren Opfern erinnern.


Bild Inschrift/Infotext Kurze Beschreibung Ort
Wagon 1-min.jpg
Info Wagon-min.jpg
Ein originaler Reichsbahn-Waggon erinnert an die Bombardierung des Lüneburger Güterbahnhofs im April 1945, in welcher ein Zug mit KZ-Häftlingen getroffen wurde. Wahndrahmpark, Lüneburg
Kalandstraße Gedenken.jpg
Kaland Info.jpg
Das Gedenken erinnert an die ca. 150 Häftlinge des KZ Neugamme, die schwere Arbeiten in Lüneburg verrichten mussten. Kalandstraße 1, Lüneburg
Bronzestatue-min.jpg
keine Inschrift Eine Bronzefigur erinnert an jene, die während des Zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimat vertrieben wurden.[30] Ritterstraße 10, Lüneburg
Gedenktafel Am Altenbrücker Ziegelhof.jpg
"Zur Erinnerung an die Menschen, die in den Jahren der nationalsozialistischen Willkürherrschaft, aufgrund der "Nürnberger Gesetze" - als Opfer von Rassenwahn - von hier aus deportiert, ins Ausland, in Zwangstod oder Vernichtung getrieben worden sind. Die Gettos, Konzentrations- oder Vernichtungslager, in denen mehr als vierzig Lüneburger Juden umgekommen oder verschollen sind, klagen an und mahnen auch DICH: LODZ / MINSK / RIGA / THERESIENSTADT / NEUENGAMME / STUTTOF / BERGEN-BELSEN / AUSCHWITZ" Es wird an die Opfer und an die Deportierten des Zweiten Weltkrieges erinnert. Am Altenbrücker Ziegelhof, Lüneburg

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Reinecke, W.: Geschichte der Stadt Lüneburg. Lüneburg 1933. S.588f.
  2. Stegmann, D.: Bürgertum und Politik in der Weltwirtschaftskrise. In: Lüneburger Arbeitskreis „Machtergreifung“ (Hg.): Heimat, Heide, Hakenkreuz. Lüneburgs Weg ins Dritte Reich. Hamburg 1984. S.25
  3. Asmussen, P. u. Hummel, W.: Widerstand und Verfolgung, In: Lüneburger Arbeitskreis „Machtergreifung“ (Hg.): Heimat, Heide, Hakenkreuz. Lüneburgs Weg ins Dritte Reich. Hamburg 1984. S.189f.
  4. Katja Williams (Autor), 2000, Heide und Hakenkreuz - Vom Löns-Mythos bis Bergen-Belsen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100342
  5. https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Gau_(NSDAP), abgerufen am 15.09.2021
  6. https://gedbas.genealogy.net/person/show/1144446375, abgerufen am 15.09.2021
  7. https://gedbas.genealogy.net/person/show/1144446375, abgerufen am 15.09.2021
  8. Landeszeitung (07.08.2023): Lange verschollene Akten werfen neues Licht auf Pogromnacht in Lüneburg
  9. https://pogrome1938-niedersachsen.de/lueneburg/, abgerufen am 15.09.2021
  10. https://pogrome1938-niedersachsen.de/lueneburg/, abgerufen am 15.09.2021
  11. https://pogrome1938-niedersachsen.de/lueneburg/, abgerufen am 15.09.2021
  12. https://lueneplaner.de/alle-kategorien/gedenkstaette/, abgerufen am 15.09.2021
  13. https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette-aktion-t4/, abgerufen am 15.09.2021
  14. https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette-kinderfachabteilung/, abgerufen am 15.09.2021
  15. https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_L%C3%BCneburg, abgerufen am 15.09.2021
  16. Helmut C. Pless: Lüneburg 45. Lüneburg 1982. S.26.
  17. Helmut C. Pless: Lüneburg 45. Lüneburg 1982. S.46
  18. Helmut C. Pless: Lüneburg 45. Lüneburg 1982. S.44
  19. Helmut C. Pless: Lüneburg 45. Lüneburg 1982. S.55
  20. Helmut C. Pless: Lüneburg 45. Lüneburg 1982. S.48
  21. Helmut C. Pless: Lüneburg 45. Lüneburg 1982. S.52f.
  22. Helmut C. Pless: Lüneburg 45. Lüneburg 1982. S.60f.
  23. http://blog.befreiung1945.de/bombenangriff-auf-den-bahnhof-in-lueneburg-ein-zug-mit-kz-haeftlingen-wird-getroffen/, abgerufen am 15.09.2021
  24. http://www.subkontur.de/friedenspolitik/lueneburg/volkstrauertag/kriegsverbrechen.html, abgerufen am 15.09.2021
  25. https://bergen-belsen.stiftung-ng.de/de/geschichte/strafverfolgung/, abgerufen am 15.09.2021
  26. https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Himmler
  27. https://web.archive.org/web/20170513014528/http://www.ku.de/forschung/forschung-an-der-ku/forschungseinr/forschungseinrzimos/publikationen/forum/dokumente/die-letzten-tage-von-heinrich-himmler/, abgerufen am 15.09.2021
  28. http://www.deathcamps.org/reinhard/himmlercap_de.html, abgerufen am 15.09.2021
  29. https://www.lustauflueneburg.de/gedenkst%C3%A4tten/#gsc.tab=0, abgerufen am 15.09.2021
  30. https://www.lustauflueneburg.de/gedenkst%C3%A4tten/#gsc.tab=0, abgerufen am 15.09.2021
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