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Burg Lüneburg und Kalkbergfestung

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Festung und Burg zu Lüneburg
Lüneburg 2 Merian cropped.jpg
Standort Lüneburger Kalkberg
Entstehungszeit Mitte 10. Jahrhundert
Ursprüngliche Größe ca. 25.000 qm
Erhaltungszustand Wenige Überreste der neuzeitlichen Festung


Im Hochmittelalter des christlich-lateinischen Europas befanden sich auf dem Lüneburger Kalkberg das Benediktinerkloster St. Michaelis und eine Burg, welche zum Herrschaftsgebiet der Billunger Herzöge gehörte. Historische Überlieferungen aus dem 10. Jahrhundert erwähnen bereits die heutzutage abgegangene Höhenburg im nordöstlichen Niedersachsen. Die Burg wurde im Zuge des Lüneburger Erbfolgekrieges im Jahre 1371 zerstört und an ihrer statt wurde im 17. Jahrhundert am selben Standort eine Festung errichtet. Bis heute sind nur wenige Teile der Befestigungsanlage erhalten, da die Festung im 19. Jahrhundert abgetragen wurde und der Kalkberg dem Gipsabbau zum Opfer fiel.


Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hochmittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hypothetische Rekonstruktion der Lüneburg um 1371 von Wilhelm Bierwisch
Burg Dankwarderode in Braunschweig[1]

Ebenso wie der Kalkberg und die Lüneburger Salzgewinnung wird die Burg 956 das erste Mal von König Otto I. in einer Urkunde erwähnt in welcher er die Zolleinnahmen aus der Saline zu Lüneburg an das „zu Ehren des heiligen Michaels errichtete Kloster“ schenkt[2]. Allerdings gab es bereits im frühen Mittelalter eine Schutzburg, die wahrscheinlich zunächst als Zufluchtsstätte in Kriegszeiten diente[3]. Die Benediktinerabtei St. Michaelis auf dem Kalkberg wurde bereits im Jahre 880 von Herzog Otto dem Erlauchten von Sachsen gestiftet und von dem darauffolgenden Herzog Hermann Billung 967 erheblich ausgebaut[4]. Dieser bestimmte Lüneburg als sein Herrschaftszentrum, woraufhin auch eine neue, größere Burg errichtet wurde. Neben der Abwehr der Wenden diente diese Burg insbesondere dem Schutz der Salzgewinnungsanlagen[5]. Außerdem war das in den Mauern der Burg liegende Kloster ein Verwaltungsmittelpunkt der Billunger an deren nordöstlicher Reichsgrenze und eine Art Hauskloster, in dem mehrere Generationen der Billunger begraben worden sind. Herzöge und Könige nutzten die Kombination aus Burg und Erbbegräbnis, um sich dort eine Residenz aufzubauen, während sich zu ihrem Fuße eine bürgerliche Handwerkssiedlung entwickeln konnte.

Nach dem Tod des letzten Billungers Magnus im Jahre 1106 ging die Lüneburg, so wie viele andere Städte im Herzogtum Sachsen zunächst an Lothar von Süpplingenburg und 1139 an den Welfen Heinrich den Stolzen. Trotz der Machtwechsel wurden die Äbte des Klosters zunehmend mächtiger und berieten Herzöge und deutsche Könige; unter anderem den mächtigen Welfen und Sachsenherzog Heinrich den Löwen. In einer Auseinandersetzung mit Friedrich Barbarossa verlor dieser die Burg jedoch und erlangte sie erst nach dem Tod seines Kontrahenten wieder zurück[5][3].

Bis 1269 blieb Lüneburg zusammen mit Braunschweig Herrschaftsmittelpunkt des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg[6]. Verbindungen zwischen den beiden Städten lassen sich im Aufbau der ehemaligen Burg wiederfinden: Größe und Ausmaße gleichen der Burg Dankwarderode in Braunschweig, die sich über eine Gesamtfläche von ca. 25.000 qm erstreckt - ein Ausmaß, welches aus heutiger Sicht unvorstellbar ist, da die aktuelle Fläche des Kalkbergplateaus nur noch ca. 560 qm beträgt.

Nach ca. 300 Jahren scheinbar endlosem Aufschwung von Kloster und Burg geriet Lüneburg in einen Erbfolgekrieg. Wilhelm II. von Lüneburg verstarb 1369 ohne männlichen Erben, wodurch der Braunschweiger Herzog Magnus Torquatus erbberechtigt gewesen wäre. Doch die Lüneburger lehnten sich gegen dessen Herrschaft auf und stürmten im Februar 1371 mittels einer listenreichen Aktion die herzogliche Burg. Infolgedessen wurde diese zerstört und geschliffen[5][3]. Am 21. Oktober 1371 versuchte der Herzog sich gegen die Lüneburger Bürger zu behaupten und die Stadt sowie die zerstörte Burg zurückzuerobern. Doch der Angriff konnte in der für Lüneburg äußerst relevanten St. Ursula-Nacht zurückgeschlagen werden, woraufhin die Stadt das unabhängige Stadtrecht bekam. 1376 wurde das mitbetroffene St. Michaelis Kloster abgetragen und innerhalb der Stadtbefestigung neu aufgebaut[7].

1393 ging der Kalkberg in den Besitz der Stadt Lüneburg über. Nach der Zerstörung der Burg konnte der Berg seine wichtige Funktion allerdings beibehalten. Auf ihm wurde ein Turm errichtet, welcher seinen Teil zur städtischen Befestigungsanlage beitrug. Es wird für möglich gehalten, dass es sich dabei allerdings bereits um den Turm der ursprünglichen Burg handelte.


Neuzeit bis heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Rekonstruktion der Kalkbergfestung um 1650 von Zeitsprung Lüneburg
Überreste der Befestigungsmauer im Nordwesten des Kalkbergs

Während des 30-jährigen Krieges versuchte Lüneburg unter großen Geldopfern Neutralität zu wahren. Nichtsdestotrotz musste die Stadt den Schweden nachgeben und wurde schließlich am 14. August 1636 vom schwedischen Marschall Banér zur Kapitulation gezwungen. Im Zuge dessen wurde der Kalkberg durch schwedische Truppen besetzt[8].

Nach der Befreiung durch den Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg ging der Kalkberg 1639 in den Besitz der Landesherrschaft über und wurde zur Festung ausgebaut. Damit verlor die Stadt ihre Selbstständigkeit und Vorrangstellung und wurde zur herzoglichen Landstadt, in welcher die Verfassung vom Herzog abhängig gemacht wurde. Nach dem Siebenjährigen Krieg wurden 1766 alle Kalkbergbefestigungen beseitigt[9].

Das Abtragen des Kalkbergs zur Gipsförderung sorgte mit der Zeit dafür, dass kaum Überreste der Festung übrig blieben. Heutzutage sind nur noch vereinzelte Baureste der Befestigungsanlage sichtbar. Diese umfassen einen Brunnen und zwei kurze Abschnitte der Backsteinmauer[5].


Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wikipedia: Burg Dankwarderode; 19.04.2015, zuletzt abgerufen am 09.09.2021.
  2. Wikipedia: Lüneburg; 17.08.2021, zuletzt abgerufen am 09.09.2021.
  3. 3,0 3,1 3,2 Lueneplaner: Der Kalkberg; o. D., zuletzt abgerufen am 09.09.2021.
  4. Arnold von Weyhe-Eimke: Die Aebte des Klosters St. Michaelis zu Lüneburg. Celle, Verlag der Schulze'schen Buchhandlung, 1862, S. 1.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Falk-Reimar Sänger: Der Bau der Festung auf dem Kalkberg zu Lüneburg. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. Band 21, Nr. 1, 2001, S. 17–20.
  6. Wikipedia: Fürstentum Lüneburg; 17.07.2021, zuletzt abgerufen am 09.09.2021.
  7. Luene-Info: Chronik - Entwicklung der Stadt; o. D., zuletzt abgerufen am 09.09.2021.
  8. Luene-Info: Chronik - Blütezeit; o. D., zuletzt abgerufen am 09.09.2021.
  9. Luene-Info: Chronik - Stillstand/Niedergang; o. D., zuletzt abgerufen am 09.09.2021.


Bildnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hansestadt Lüneburg: Die Herrschaft der Herzöge in Stadtgeschichte; o. D., zuletzt abgerufen am 20.08.2021.

Landeszeitung: Neue Führung lädt ein auf den Lüneburger Kalkberg; 04.08.2021, zuletzt abgerufen am 09.09.2021.

Zeitsprung Lüneburg Website: früher-heute, der Kalkberg Lüneburg heute und mit Festung um 1650; o. D., zuletzt abgerufen am 09.09.2021.

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