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Auf dem Meere 21: Unterschied zwischen den Versionen

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Schon ab 1525 war das Haus dann im Besitz der Witwe des Lüneburger Malers Hinrik Levenstede, die zusammen mit dem gemeinsamen Sohn verschiedene Malereien in der Johanniskirche und im Kloster Lüne angefertigt hat und die Malerwerkstatt ihres verstorbenen Mannes weiterführte.<ref>vgl. Blumenbach, Ilse (2012): Die bemalten Decken im Hause "Auf dem Meere 21" in Lüneburg. In: Lüneburger Stadtarchäologie e.V. (2012): Denkmalpflege in Lüneburg 2011. S. 59-60</ref>   
Schon ab 1525 war das Haus dann im Besitz der Witwe des Lüneburger Malers Hinrik Levenstede, die zusammen mit dem gemeinsamen Sohn verschiedene Malereien in der Johanniskirche und im Kloster Lüne angefertigt hat und die Malerwerkstatt ihres verstorbenen Mannes weiterführte.<ref>vgl. Blumenbach, Ilse (2012): Die bemalten Decken im Hause "Auf dem Meere 21" in Lüneburg. In: Lüneburger Stadtarchäologie e.V. (2012): Denkmalpflege in Lüneburg 2011. S. 59-60</ref>   


Da in der Straße Auf dem Meere im Mittelalter viele Maler, Bildschnitzer und Goldschmiede gewohnt haben, die durch die Aufträge der Stadt und Patrizier reich geworden waren, ist es nicht überraschend, dass auch zwei weitere Familien, die in dem Haus gelebt haben, Maler waren.
Da in der Straße "Auf dem Meere" im Mittelalter viele Maler, Bildschnitzer und Goldschmiede gewohnt haben, die durch die Aufträge der Stadt und Patrizier reich geworden waren, ist es nicht überraschend, dass auch zwei weitere Familien, die in dem Haus gelebt haben, Maler waren.
Von 1554 bis 1608 war das Haus im Besitz von Peter Oppenborn, der unter anderem Malereien im [[Rathaus Lüneburg|Rathaus]] angefertigt hat, und seinen Erben. Danach lebten von 1609 bis 1720 Jürgen Windt und seine Erben in dem Haus, die somit die längsten Besitzer des Hauses waren und ebenfalls Maler. Jürgen Windt kam durch die Heirat der Witwe Sophia Oppenborn in den Besitz des Hauses.  
Von 1554 bis 1608 war das Haus im Besitz von Peter Oppenborn, der unter anderem Malereien im [[Rathaus Lüneburg|Rathaus]] angefertigt hat, und seinen Erben. Danach lebten von 1609 bis 1720 Jürgen Windt und seine Erben in dem Haus, die somit die längsten Besitzer des Hauses waren und ebenfalls Maler. Jürgen Windt kam durch die Heirat der Witwe Sophia Oppenborn in den Besitz des Hauses.  


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Ausgehend von der Diele befinden sich rechts neben der Eingangstür zwei Wohnräume übereinander, die nach außen je eine '''Utlucht''' aufweisen, also Erker mit Fenstern, die viel Licht in den Wohnraum dringen lassen und einen Blick auf die Straße in beide Richtungen ermöglichen. Diese Utluchten wurden vermutlich bei einer Modernisierung des Hauses im 17. Jahrhundert angebaut.  
Ausgehend von der Diele befinden sich rechts neben der Eingangstür zwei Wohnräume übereinander, die nach außen je eine '''Utlucht''' aufweisen, also Erker mit Fenstern, die viel Licht in den Wohnraum dringen lassen und einen Blick auf die Straße in beide Richtungen ermöglichen. Diese Utluchten wurden vermutlich bei einer Modernisierung des Hauses im 17. Jahrhundert angebaut.  


In dem unteren Wohnraum, der Dönz, sind ebenfalls Deckenmalereien und seit den 1980er Jahren einen Kachelofen zu finden. Früher war dieser Raum der einzige beheizbare Raum des Hauses und wurde in der Regel als '''Arbeits- oder Empfangsraum''' in Bürgerhäusern genutzt, weswegen besonders viel Wert auf die Einrichtung gelegt wurde.<ref>vgl. Reinecke, Wilhelm (1977): Geschichte der Stadt Lüneburg - Erster Band. S. 431</ref>
In dem unteren Wohnraum, der Dönz, sind ebenfalls Deckenmalereien und seit den 1980er Jahren ein Kachelofen zu finden. Früher war dieser Raum der einzige beheizbare Raum des Hauses und wurde in der Regel als '''Arbeits- oder Empfangsraum''' in Bürgerhäusern genutzt, weswegen besonders viel Wert auf die Einrichtung gelegt wurde.<ref>vgl. Reinecke, Wilhelm (1977): Geschichte der Stadt Lüneburg - Erster Band. S. 431</ref>


Die anderen Wohnräume in den höheren Stockwerken sind durch Treppen und kleine Flure zu erreichen und sehr verschachtelt. Früher hatten diese Räume viele verschiedene Verwendungen und wurden zum Beispiel zum Schlafen, als Wohnraum oder auch als Speicher genutzt. Auch einige dieser Räume wiesen früher einmal Wand- und Deckenmalereien auf. Es gibt viele Zwischengeschosse und Schrägen und durch die Lage im Senkungsgebiet, das Alter des Hauses und das verwendete Baumaterial sind viele Wände schief und die Räume verwinkelt.  
Die anderen Wohnräume in den höheren Stockwerken sind durch Treppen und kleine Flure zu erreichen und sehr verschachtelt. Früher hatten diese Räume viele verschiedene Verwendungen und wurden zum Beispiel zum Schlafen, als Wohnraum oder auch als Speicher genutzt. Auch einige dieser Räume wiesen früher einmal Wand- und Deckenmalereien auf. Es gibt viele Zwischengeschosse und Schrägen und durch die Lage im Senkungsgebiet, das Alter des Hauses und das verwendete Baumaterial sind viele Wände schief und die Räume verwinkelt.  

Version vom 29. August 2021, 14:51 Uhr

Das Haus "Auf dem Meere 21"

Das Haus "Auf dem Meere 21" ist eines der ältesten erhaltenen Wohnhäuser in der historischen Altstadt. Sowohl das Äußere des Hauses als auch das Innere stehen unter Denkmalschutz.

Lage

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Beschreibung der Karte

Das Haus "Auf dem Meere 21" liegt am südwestlichen Ende der Straße "Auf dem Meere" in der Lüneburger Altstadt nahe der St. Michaelis Kirche und dem Kalkberg.

Geschichte

Das Haus Anfang der 1930er Jahre

Das Haus "Auf dem Meere 21" wurde laut dendrochronologischen Untersuchungen 1436 gebaut. Die Dendrochronologie untersucht die Jahresringe der Balken, die zum Beispiel in Häusern verbaut wurden, um so eine Datierung festzulegen[1]. In dem Haus haben über die Jahrhunderte hinweg eine Reihe verschiedener Bewohner*innen gelebt, die immer wieder bauliche Veränderungen an dem Haus vorgenommen haben.

Auffällig waren vor allem die Änderungen, die nach dem 2. Weltkrieg wegen der Nutzung des Hauses durch viele Parteien stattgefunden haben. In der Diele wurde ein Zimmer eingebaut, der Festsaal wurde in Wohnzimmer und Küche geteilt und am Treppenabsatz wurde eine Etagentür ergänzt. Diese Änderungen wurden während der Restaurierung zurückgebaut.[2]

1985 wurde das Haus nach längerem Leerstand von der Familie Blumenbach gekauft. Die Familie restaurierte das Haus zwischen 1986 und 1988 und nutzt es heute wieder als Wohnhaus.

Bewohner*innen

Wer in der Vergangenheit in dem Haus "Auf dem Meere 21" gelebt hat, lässt sich in der früheren Vergangenheit aus Telefonbüchern und in der späteren Vergangenheit teilweise aus den Schoßrollen, also den Steuerlisten der Lüneburger Bürger*innen entnehmen. Diese wurden seit 1426 geführt, waren dabei aber nicht immer vollständig und einheitlich. Deswegen ist eine lückenlose Aufführung der Bewohner*innen nicht möglich.

Bewohner*innen "Auf dem Meere 21"
Name Jahre Beruf
Arndt Dittmers 1523 - 1524 -
Levenstede 1525 - 1534 Maler
Arndt Busse 1535 - 1539 -
Hermen Hesse 1540 - 1552 -
Hans Poch 1553 -
Peter Oppenborn und Erben 1554 - 1608 Maler
Jürgen Windt und Erben 1609 - 1720 Maler
Johann Bergstedt 1721 - 1755 -
Jürgen David Müller 1756 - 1788 -
Ernst Wilhelm Christoph Gercke 1789 - 1838 -
Johann Jakob Peter Hagelberg 1839 - 1848 -
Franz Christian Wiesenfeld 1849 - 1895 Mauergeselle
Familie Hencke 1896 - 1922 -
städtisches Eigentum 1923 - 1926 -
Heinrich Winter 1928 - ? Gastwirt
Wilhelm Appel (1949) - 1983 Schlosser
Familie Staszak 1984 Orthopädiemechanikmeister
Familie Blumenbach seit 1985 -

Der erste Besitzer des Hauses "Auf dem Meere 21", der in den Schoßrollen der Stadt eindeutig dokumentiert ist, war 1523 Arndt Dittmers.

Schon ab 1525 war das Haus dann im Besitz der Witwe des Lüneburger Malers Hinrik Levenstede, die zusammen mit dem gemeinsamen Sohn verschiedene Malereien in der Johanniskirche und im Kloster Lüne angefertigt hat und die Malerwerkstatt ihres verstorbenen Mannes weiterführte.[3]

Da in der Straße "Auf dem Meere" im Mittelalter viele Maler, Bildschnitzer und Goldschmiede gewohnt haben, die durch die Aufträge der Stadt und Patrizier reich geworden waren, ist es nicht überraschend, dass auch zwei weitere Familien, die in dem Haus gelebt haben, Maler waren. Von 1554 bis 1608 war das Haus im Besitz von Peter Oppenborn, der unter anderem Malereien im Rathaus angefertigt hat, und seinen Erben. Danach lebten von 1609 bis 1720 Jürgen Windt und seine Erben in dem Haus, die somit die längsten Besitzer des Hauses waren und ebenfalls Maler. Jürgen Windt kam durch die Heirat der Witwe Sophia Oppenborn in den Besitz des Hauses.

Nach dieser Zeit wurden die Einnahmen Lüneburgs durch das Salinen-Salz weniger. Die weiteren Besitzer des Hauses hatten viele verschiedene Berufe und waren zum Beispiele Kaufleute oder Handwerker. Auch in dieser Zeit blieb der Wert des Hauses noch recht hoch. Da die Altstadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch durch den wirtschaftlichen Rückgang der Stadt stark abgewertet wurde, sank der Wert des Hauses. 1923 bis 1926 war das Haus in städtischem Besitz.

Von etwa 1949 bis 1983, also nach dem 2. Weltkrieg, besaß der Schlosser Wilhelm Appel das Haus. Zu dieser Zeit wohnten in dem Haus mehrere Parteien, weswegen viele bauliche Veränderungen vorgenommen wurden. Danach stand das Haus zwei Jahre leer, nachdem es eigentlich restauriert werden sollte.

Seit 1985 ist das Haus im Besitz der Familie Blumenbach, die auch die Restauration übernommen hat und wird heute wieder als Wohnhaus genutzt.[4]

Hausnummer

Die Hausnummer 21 hat das Haus seit 1869, als eine allgemeine Änderung der Hausnummern in Lüneburg durchgesetzt wurde. Vorher gab es lange erst gar keine Nummerierung der Häuser, zwischen 1685 und 1690 begann dann die Nummerierung, die sich aber noch oft veränderte. Zwischen 1725 bis 1818 hatte das Haus zum Beispiel die Nummer 338 und danach bis 1869 die Nummer 246.[5]

Architektur

Grundriss des Erdgeschosses "Auf dem Meere 21"

Das alte Bürgerhaus "Auf dem Meere 21" hat eine spätgotische Bausubstanz und bemalte Renaissance- und Barockdecken.[6]

Die früheren Wohnhäuser in Lüneburg lassen sich in zwei Urformen ordnen, die Bude und das Bürgerhaus. Während die Bude eher schlicht und einfach war und günstigen Wohnraum bot, handelt es sich bei dem Haus "Auf dem Meere 21" um ein Bürgerhaus.[7] Als solches hat der Backsteinbau eine schmale Giebelseite an der Straße mit der Haustür in der Mitte der Schauseite und die Grundform eines langgezogenen Rechtecks.

Diele

Die Diele ist eineinhalb Stockwerke hoch und die restaurierte Decke mit Deckenmalereien im Renaissancestil bemalt. Die Wände bestehen aus einem gemauerten Fachwerk und das Erdgeschoss ist durch einen Unterzugsbalken der Länge nach in zwei Streifen geteilt.

Dönz

Ausgehend von der Diele befinden sich rechts neben der Eingangstür zwei Wohnräume übereinander, die nach außen je eine Utlucht aufweisen, also Erker mit Fenstern, die viel Licht in den Wohnraum dringen lassen und einen Blick auf die Straße in beide Richtungen ermöglichen. Diese Utluchten wurden vermutlich bei einer Modernisierung des Hauses im 17. Jahrhundert angebaut.

In dem unteren Wohnraum, der Dönz, sind ebenfalls Deckenmalereien und seit den 1980er Jahren ein Kachelofen zu finden. Früher war dieser Raum der einzige beheizbare Raum des Hauses und wurde in der Regel als Arbeits- oder Empfangsraum in Bürgerhäusern genutzt, weswegen besonders viel Wert auf die Einrichtung gelegt wurde.[8]

Die anderen Wohnräume in den höheren Stockwerken sind durch Treppen und kleine Flure zu erreichen und sehr verschachtelt. Früher hatten diese Räume viele verschiedene Verwendungen und wurden zum Beispiel zum Schlafen, als Wohnraum oder auch als Speicher genutzt. Auch einige dieser Räume wiesen früher einmal Wand- und Deckenmalereien auf. Es gibt viele Zwischengeschosse und Schrägen und durch die Lage im Senkungsgebiet, das Alter des Hauses und das verwendete Baumaterial sind viele Wände schief und die Räume verwinkelt.

Hinterhaus

Nach hinten hin hat das Bürgerhaus "Auf dem Meere 21" einen kleinen Innenhof und es gibt einen schmalen Fachwerk-Fortsatz, wie in behäbigeren Bürgerhäusern üblich. In diesem Hinterhaus befindet sich im 1. Stock der Festsaal, der früher bei festlichen Anlässen genutzt wurde (vgl. Reinecke 1977: 429-430). Der Festsaal ist mit Deckenmalereien und gemauerten Bögen an der Zimmerwand ausgestattet. Im Vergleich zu den anderen Räumen des Hauses ist er sehr groß und misst 2,70 – 2,90 m in der Breite und 3,00 – 4,00 m in der Länge.[9]

Kranhäuschen

Ganz oben an der Giebelseite des Hauses befindet sich ein Kranhäuschen. Dieses wurde früher verwendet, um Lasten in die oberen Räumen des Hauses zu schaffen und dort zu lagern. Das Kranhäuschen des Hauses "Auf dem Meere 21" weist in einem Holzbalken die Inschrift des ehemaligen Bewohners Johann Bergstedt auf.

Keller

Der Keller unter dem Haus "Auf dem Meere 21" erstreckt sich unter das gesamte Gebäude und weist ein Tonnengewölbe auf. Somit ist er typisch für ein Bürgerhaus. Durch das hohe Grundwasser und die Lage im Senkungsgebiet ist im Keller im Rahmen der Sanierungsarbeiten in den 1980er Jahren eine Pumpe installiert worden, um Überschwemmungen vorzubeugen.

Ziegel

Ziegel mit Pfotenabdrücken

Spannende Details befinden sich in der Diele des Hauses, wo sich in einigen der roten Ziegel im Mauerwerk Abdrücke und Kennzeichnungen wiederfinden.

In Lüneburg wurden Häuser jahrhundertelang vorrangig aus rotem Backstein gebaut. Durch die vielen Tonvorkommen in der Umgebung konnten Ziegeleien seit Mitte des 13. Jahrhunderts die Steine herstellen. Mithilfe von Holzformen schafften Ziegelmeister verschiedenen Formen von Ziegeln in großen Mengen, die vor dem Brennen zum Trocknen ausgelegt werden mussten. Die Verwendung der Steinziegel diente auch dem Brandschutz in der engen Stadt.

Ziegel wurden mithilfe von Stempelungen markiert, die auch in einigen Steinen im Haus "Auf dem Meere 21" zu finden sind. Interessant ist in dem Haus außerdem ein Ziegelsteine in der Diele, in dem zwei Pfotenabdrücke zu sehen sind. Der größere von beiden sieht aus wie von einem Hund und der kleinere wie von einer Katze. Ähnliche Ziegel sind im Museum Lüneburg ausgestellt. Die Abdrücke sind vermutlich entstanden, als die Tiere über die noch trocknenden Ziegel gelaufen sind.[10]

Restaurationsprozess

Die Diele vor und nach den Restaurationsmaßnahmen

Das Haus "Auf dem Meere 21" wurde 1985 gekauft, nachdem es vorher längere Zeit unbewohnt und dementsprechend in einem schlechten Zustand war. Die Einschätzung der Bausubstanz vor Beginn der Restauration war mäßig - schlecht, was vor allem durch die Lage des Hauses im Senkungsgebiet, das Alter der verwendeten Materialien und die vielen Umbaumaßnahmen begründet wurde, die nur kurzfristig geplant und teils nicht professionell umgesetzt wurden.

Ziel der baulichen Maßnahmen war es trotzdem, das spätgotische Gebäude als wichtiges Baudenkmal des Straßenzugs zu erhalten. Es sollte also möglichst viel der noch erhaltenen Bausubstanz, der Raumaufteilung und auch der Deckenmalereien beibehalten und restauriert werden. Gleichzeitig sollte das Haus modernen Wohnstandards gerecht werden, um wieder als Wohnhaus genutzt werden zu können.

Für dieses Vorhaben gab es einen Modernisierungszuschuss der Stadt Lüneburg. Diese hat in den 1980er Jahren viel Geld in die Sanierung der westlichen Altstadt investiert, die vorher heruntergekommen war und einen schlechten Ruf hatte. Bis 1989 hatte die Stadt bereits 20 Millionen Mark in die Sanierung des Stadtteils investiert. Durch die vielen baulichen Veränderungen im langen Bestehen des Hauses, konnte es nicht vollkommen originalgetreu restauriert werden. Stattdessen wurde sich an dem orientiert, was noch am besten erhalten war.[11]

Das Haus, beziehungsweise das Restaurationsprojekt, bekam nach abgeschlossenem Restaurationsprozess eine Bauauszeichnung der Stadt Lüneburg für den Erhalt Lüneburger Bausubstanz und die Renovierung historischer Gebäude.

Bauliche Maßnahmen

Die Fassade 1985 vor der Restauration, während der Restauration und heute

Zu Beginn des Restaurationsprozesses wurden viele Teile des Hauses zunächst zurückgebaut. An der Straßenfassade wurden alle porösen Ziegel entfernt, um das Mauerwerk zu ergänzen. In diesem Rahmen wurde auch die alte Utlucht wiederhergestellt. Diese war nach der Zerstörung durch einen Autounfall 1974 schon einmal erneuert worden. Im Rahmen der Arbeiten an der Fassade wurden außerdem neue Fenster und eine neue Haustür eingebaut.

Am Hinterhaus wurde das nur notdürftig gedeckte Pappdach durch ein neues spitzes Satteldach ersetzt, das dem Stadtbild der Altstadt entspricht. Außerdem wurde das Fachwerk neu ausgemauert, da die Stabilität der Mauer nicht mehr gegeben war.

Diele mit Treppe vor und nach der Restauration

Auch im Haus gab es bauliche Maßnahmen. So musste unter anderem die Treppe erneuert werden, die mithilfe von sieben noch vorhandenen Farbschichten auf der alten Treppe farbgetreu gestrichen werden konnte.

Außerdem konnten alle baulichen Änderungen, die nach dem 2. Weltkrieg vorgenommen wurden, zurückgebaut werden. Dabei wurden viele Malereien wiederentdeckt, die zu großen Teilen restauriert worden sind.[12]

Deckenmalereien

Das Haus "Auf dem Meere 21" hat heute im Inneren in vielen Räumen freigelegtes Fachwerk und freigelegte Ziegel. Obwohl das als sehr typisch gilt, war es vom 14. bis zum 17. Jahrhundert üblich Decken, Wände und auch Fußböden zu bemalen. So waren auch die Diele, der Festsaal und die Nebenräume des Hauses einmal ausgemalt. Nachdem viele dieser Malereien bei Renovierungen und Umbauten abhandengekommen waren, weil sie verputzt, übermalt oder abgehangen worden waren, wurden einige bei den grundlegenden Restaurierungsarbeiten in den 1980er Jahren restauriert.[13]

Die Restauration übernahm das "Atelier für Restaurierung Schlöder-Kassner", das außerdem einen Restaurierungsbericht über den Prozess erstellte.

Deckenmalereien in der Diele

Die Deckenmalereien in der Diele vor und nach der Restauration

1985 war von den Deckenmalereien in der Diele kaum noch etwas zu erkennen, da die Bretter zwei Mal überstrichen worden waren und es Wasserflecken und Schmutzränder, sowie einen Überzug aus Kalksinter gab. Einige Lücken in der Eichenholzdecke waren mit mehr oder weniger bemalten Weichholzbrettern ergänzt worden. Dabei war allerdings noch genug Originales vorhanden, um die Decke zu restaurieren.

Über zwei Jahre hinweg wurden die Malereien auf den Deckenbohlen und Balken gesichert und gereinigt, um dann Lücken durch Retusche zu ergänzen und Nicht-Rekonstruierbares neutral zu ersetzen. Bei den Deckenmalereien in der Diele handelt es sich um eine Roll- und Beschlagwerkornamentik. Die symmetrischen Muster sind in Weiß-, Schwarz-, und Grautönen gehalten und mit oxidroten Details und Rahmen versehen. Die Roll- und Beschlagwerkornamentik mit ihren plastischen Schattierungen entwickelte sich im 16. Jahrhundert und man kann davon ausgehen, dass für die symmetrischen Malereien Schablonen genutzt wurden.[14]

Deckenmalereien im Festsaal

Restaurationsprozess von Deckenmalereien in Wentheim

Da es sich bei dem Festsaal im Hinterhaus um einen wichtigen Repräsentationsraum handelte, war auch er prunkvoll bemalt. Vor der Restauration war die Decke verputzt und mit einer Konstruktion aus Draht, Holz, Lehm und Stroh bedeckt gewerden, weswegen die Malereien noch gut erhalten waren. Die Deckenmalerei bestand dabei aus zwei Schichten, einer frühbarocken Bemalung, die vermutlich von dem Bewohner Jürgen Windt angebracht wurde und eine ältere Malerei. Diese könnte entweder eine Vorzeichnung oder eine frühere Version der Decke gewesen sein und von dem vorherigen Bewohner Peter Oppenborn gemalt worden.

Da der Raum zeitweise in zwei geteilt war, waren die Deckenmalereien vor der Restauration in den zwei Bereichen unterschiedlich gut erhalten. Im vorderen Teil waren die Malereien stärker abgenutzt, weswegen die frühere Malerei besser erhalten war, im hinteren dagegen die spätere. Dementsprechend wurden die unterschiedlichen Malereien restauriert.[15]

Funde aus der Kloake

Beispielfunde aus der Kloake (oben: Fayence; unten: Grapen)

Während der Restauration des Hauses "Auf dem Meere 21" wurden in der ehemaligen Kloake viele Bruchstücke alter Geschirre und Gefäße gefunden. In Lüneburg gibt es bis heute noch eine Vielzahl an alten Kloaken, in denen sich Scherben, Knochen und andere Überreste befinden. Kloaken wurden nämlich nicht nur als Toiletten genutzt, sondern auch zur Entsorgung. Von 1400 bis ins 18. Jahrhundert waren Kloaken das übliche Entsorgungssystem in Lüneburg.[16]

Die rund-gemauerte Kloake befand sich unter dem hintersten Raum im Hinterhaus. Da die Stadt Lüneburg erst 1991 die Stelle eines Stadtarchäologen besetzte, wurden viele Kloakenfunde nicht wissenschaftlich ausgewertet[17]. Auch die Funde aus dem Haus "Auf dem Meere 21" wurden in bis zu 3 Metern Tiefe von Familie Blumenbach selbst ausgegraben, wieder zusammengesetzt und teilweise im Haus aufbewahrt, wo die Funde immer noch in Vitrinen zu sehen sind. Die übrigen Funde wurden als Leihgabe an das Museum Lüneburg bzw. zunächst das Museum für das Fürstentum Lüneburg gegeben.

Die Funde stammen in erster Linie aus dem 18. Jahrhundert, vorher wurde die Grube vermutlich entleert.

Unter den Funden aus der Kloake befanden sich:

  • Irdenwaren (Grapen mit runden Füßen und seitlichen Griff, Schalen und Teller, Deckeldosen)
  • Steinzeug (Flaschen, Salbentöpfe)
  • Blaubemalte Fayence (Teller, Untertassen, Nachttopf)
  • Gläsernes (Grünes Glas, Weißes Glas)
  • Tonpfeifen
  • figürlicher Kopf

Quellenhinweis

Viele der hier genannten Informationen beziehen sich direkt auf Unterlagen und Aussagen der Familie Blumenbach, weswegen keine konkreten Quellen genannt werden können.

Einzelnachweise

  1. Wikipedia: Dendrochronologie
  2. vgl. Blumenbach, Ilse (2012): Die bemalten Decken im Hause "Auf dem Meere 21" in Lüneburg. In: Lüneburger Stadtarchäologie e.V. (2012): Denkmalpflege in Lüneburg 2011. S. 61
  3. vgl. Blumenbach, Ilse (2012): Die bemalten Decken im Hause "Auf dem Meere 21" in Lüneburg. In: Lüneburger Stadtarchäologie e.V. (2012): Denkmalpflege in Lüneburg 2011. S. 59-60
  4. vgl. Blumenbach, Ilse (1987): Das Haus Auf dem Meere 21. S. 24-25
  5. vgl. Blumenbach, Ilse (1987): Das Haus Auf dem Meere 21. S. 18
  6. vgl. Blumenbach, Ilse (1987): Das Haus Auf dem Meere 21. S. 7
  7. vgl. Reinecke, Wilhelm (1977): Geschichte der Stadt Lüneburg - Erster Band. S. 429
  8. vgl. Reinecke, Wilhelm (1977): Geschichte der Stadt Lüneburg - Erster Band. S. 431
  9. vgl. Blumenbach, Ilse (2012): Die bemalten Decken im Hause "Auf dem Meere 21" in Lüneburg. In: Lüneburger Stadtarchäologie e.V. (2012): Denkmalpflege in Lüneburg 2011.
  10. vgl. Museum Lüneburg: Raum 3 „gründen & bauen“
  11. vgl. Blumenbach, Ilse (1987): Das Haus Auf dem Meere 21. S. 22
  12. vgl. Blumenbach, Ilse (2012): Die bemalten Decken im Hause "Auf dem Meere 21" in Lüneburg. In: Lüneburger Stadtarchäologie e.V. (2012): Denkmalpflege in Lüneburg 2011. S. 61
  13. vgl. Blumenbach, Ilse (2012): Die bemalten Decken im Hause "Auf dem Meere 21" in Lüneburg. In: Lüneburger Stadtarchäologie e.V. (2012): Denkmalpflege in Lüneburg 2011. S. 59
  14. vgl. Blumenbach, Ilse (2012): Die bemalten Decken im Hause "Auf dem Meere 21" in Lüneburg. In: In: Lüneburger Stadtarchäologie e.V. (2012): Denkmalpflege in Lüneburg 2011. S. 61-62
  15. vgl. Blumenbach, Ilse (2012): Die bemalten Decken im Hause "Auf dem Meere 21" in Lüneburg. In: In: Lüneburger Stadtarchäologie e.V. (2012): Denkmalpflege in Lüneburg 2011. S. 68-71
  16. vgl. Museum Lüneburg: Raum 6 „finden & forschen“
  17. vgl. Ring, Edgar (2012): Zwei Jahrzehnte Stadtarchäologie in Lüneburg - Ein Rückblick. In: Lüneburger Stadtarchäologie e.V. (2012): Denkmalpflege in Lüneburg 2011. S.7
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